Erfurt (epd). Mit Aufrufen zu mehr Miteinander und Gemeinsinn ist am Sonntag in Erfurt der 103. Deutsche Katholikentag beendet worden. Im feierlichen Abschlussgottesdienst auf dem Domplatz rief der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, vor rund 6.000 Gläubigen mit Blick auf die vielen Krisen in der Welt zu Zuversicht und Gottvertrauen auf. Die Stimmung zum Abschluss war gelöst und entspannt, wie während des gesamten Glaubensfestes seit der Eröffnung am Mittwochabend unter Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, mahnte zur Verteidigung der Demokratie. Der öffentliche Raum und die Meinungsfreiheit müssten geschützt und das Miteinander in der Gesellschaft gestärkt werden.
Für die rund 500 Veranstaltungen seien für die zurückliegenden Tage insgesamt 23.000 Karten verkauft worden, sagte der Geschäftsführer der deutschen Katholikentage, Roland Vilsmaier, am Sonntag in Erfurt. Hinzu kamen den Angaben zufolge noch rund 17.000 Besucher bei den Open-Air-Veranstaltungen, für die kein Eintritt verlangt worden sei.
Der 102. Deutsche Katholikentag in Stuttgart zählte im Mai 2022 rund 27.000 angemeldete Teilnehmer. Katholische Christen sind in Erfurt mit sechs Prozent eine Minderheit, in ganz Thüringen gehört nur noch etwa ein Viertel der Menschen einer der beiden großen Kirchen an.
Die Konflikte in der Ukraine und Nahost waren neben den Folgen der Klimakrise und dem Missbrauchsskandal Schwerpunkt-Themen des Christentreffens. Am Freitag hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf einem Podium vor einer Ausweitung des Ukraine-Krieges gewarnt. Am Samstagabend äußerte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Hoffnung auf ein Ende des Gaza-Krieges: „Wir müssen alles dafür tun, dass das Leid auf beiden Seiten endet“.
Der Limburger Bischof Bätzing erklärte, hochaktuelle Themen hätten den Katholikentag ebenso geprägt wie das Bedürfnis der Teilnehmer, ihr Christsein öffentlich zu zeigen und sich zu begegnen. Von dem Treffen seien wichtige politische Signale ausgegangen: „Es darf keinen Platz für Rechtsradikalismus und Antisemitismus geben. Die Demokratie muss verteidigt und jeden Tag neu gelebt werden.“
Am Schluss des Gottesdienstes luden der hannoversche Landesbischof Ralf Meister und die Präsidentin des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentages Hannover 2025, Anja Siegesmund, zum Protestantentreffen im kommenden Jahr in die niedersächsische Landeshauptstadt ein. Der Würzburger Bischof Franz Jung warb für die Teilnahme am nächsten Katholikentag im Jahr 2026 in Würzburg. Alle zwei Jahre veranstaltet das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) einen Katholikentag, jeweils in einem anderen Bistum.