Rotenburg, Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat es als „unglaubliches Privileg“ bezeichnet, in einem Staat zu leben, der mit dem sogenannten Kirchenasyl „humanitären Widerstand aus Gewissensnot außerhalb des Rechts akzeptiert“. „Wir nutzen dieses religiöse Selbstbestimmungsrecht, welches Raum für humanitäre Eingriffe ermöglicht und wollen es weiterhin nutzen“, sagte Meister am Mittwoch in einem Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche Rotenburg bei Bremen.
„Doch wir erleben, wie diese Akzeptanz schwindet“, räumte Meister ein. In den vergangenen Monaten gab es bundesweit mehrere Fälle, in denen Behörden Kirchenasyle in evangelischen Gemeinden geräumt haben.
Bei einem Kirchenasyl gewährt eine Kirchengemeinde von Abschiebung bedrohten Geflüchteten einen zeitlich befristeten Schutz. Ziel ist es, eine erneute sorgfältige Prüfung ihrer Situation durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu erreichen. Menschen, denen durch eine Abschiebung Gefahren für Leib, Leben oder Freiheit oder nicht hinnehmbare Härten drohen, sollen dadurch ein neues Asylverfahren oder ein Bleiberecht in Deutschland erhalten.