Berlin (epd). Gewerkschaften und Verbände dringen auf eine Absicherung der Pflege in Deutschland. Weiter abzuwarten, sei keine Option, erklärte Sylvia Bühler vom Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di am Dienstag in Berlin: „Die Bundesregierung muss jetzt handeln.“ Bühler reagierte damit auf jüngste Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), wonach eine Finanzreform der Pflege bis zur nächsten Bundestagswahl nicht mehr zu leisten sei. Dafür lägen die Ansichten in der Ampel-Koalition zu weit auseinander. Auch Sozial-Verbände forderten Entlastungen für die Angehörigen durch den Gesetzgeber.
Bühler erneuerte die Forderungen von Gewerkschaften und Sozialverbänden, nach finanziellen Entlastungen für die Pflegekassen. Dazu zähle, dass Nicht-Pflegeleistungen wie Rentenbeiträge für pflegende Angehörige oder Corona-Ausgaben aus Steuern finanziert werden müssten, erklärte Bühler. Der Verband der Ersatzkassen rechnet bereits mit Beitragserhöhungen im kommenden Jahr.
Der Deutsche Caritasverband forderte angesichts der stark steigenden Zahl von Pflegebedürftigen gesetzlich geregelte Entlastungen für die Angehörigen. Drei Viertel der Menschen würden zu Hause versorgt. Die Angehörigen bräuchten eine Infrastruktur, die sie tags und nachts entlasten könne, sagte Caritas-Chefin Eva Maria Welskop-Deffaa den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Dienstag, Print Mittwoch).
Der Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) kritisierte in Berlin, die Abwärtsspirale in der Pflege sei lange bekannt. Zugleich lägen zahlreiche Lösungsvorschläge auf dem Tisch. Dennoch werde die Bevölkerung erneut auf die nächste Regierungsperiode vertröstet. Nichts zu tun, sei aber die größte Katastrophe für die Pflege.