Berlin, Köln (epd). Die Zahl der Israelis, die die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen, steigt. Wie das zuständige Bundesverwaltungsamt am Montag bestätigte, wurden in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits rund 6.900 Anträge auf sogenannte Wiedergutmachungs-Einbürgerungen von Menschen mit Wohnsitz in Israel gestellt. Im Jahr 2023 waren es insgesamt 9.100, 2022 rund 5.700. Zuerst hatte das „RedaktionsNetzwerks Deutschland“ (RND, Montag) berichtet.
Die Zahl der Anträge auf eine Wiedergutmachungs-Einbürgerung steigt seit einer Gesetzes-Erleichterung im Jahr 2021 kontinuierlich. Sie steht nach dem Grundgesetz Menschen zu, die im Nationalsozialismus verfolgt und ausgebürgert wurden, sowie deren Nachfahren.
Manche Antragsteller hatten dennoch Probleme, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen, etwa Kinder und Enkel jüdischer Frauen, denen die Nationalsozialisten den deutschen Pass entzogen hatten, weil bis 1975 die deutsche Staatsbürgerschaft nur über den Vater vererbt werden konnte. Benachteiligt waren auch diejenigen, die in ein anderes Land emigriert sind, die dortige Staatsbürgerschaft angenommen und damit die deutsche verloren, aber nicht entzogen bekommen hatten. Um ihnen gerecht zu werden, gab es 2021 eine Gesetzesänderung.
Die Zahl der Anträge auf Wiedergutmachungs-Einbürgerung ist seitdem gestiegen - von gut 7.700 im Jahr 2021 auf 14.000 im vergangenen Jahr. In den ersten vier Monaten 2024 gab es insgesamt laut Bundesverwaltungsamt knapp 9.400 Anträge. Die Zahlen steigen damit insgesamt, nicht nur von Menschen mit Wohnsitz in Israel und auch nicht erst seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
Der Zentralrat der Juden erklärte mit Blick auf die Zahlen, ein Zusammenhang zum Terror der Hamas liege nahe. Allerdings gebe es diese spezielle Möglichkeit der Einbürgerung erst seit einigen Jahren, sagte ein Sprecher. Eine Einschätzung über die einzelnen Gründe falle daher schwer. „Die jüdischen Gemeinden in Deutschland versuchen gerade den Menschen aus Israel auch eine Anlaufstelle zu sein“, sagte er.
Nach Israel werden die meisten Anträge auf eine Wiedergutmachungs-Einbürgerung von Menschen mit Wohnsitz in den USA gestellt. Auch aus anderen europäischen Ländern werden jährlich Hunderte Anträge gestellt. Besonders hoch war dabei die Zahl 2021 und 2022, nachdem Großbritannien aus der EU ausgetreten war.