Berlin (epd). Rassistische Parolen in einem im Internet verbreiteten Video von einer Feier auf Sylt sind von Spitzenpolitikern mit Entsetzen aufgenommen worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die Parolen auf der Internetplattform X, vormals Twitter, als „eklig“. „Sie sind nicht akzeptabel.“ Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Freitag, Print Samstag), was in dem Video zu sehen sei, sei „widerwärtig und menschenverachtend“. „Wer Nazi-Parolen wie 'Deutschland den Deutschen - Ausländer raus' grölt, ist eine Schande für Deutschland.“
Das Video sei der Polizei am Donnerstagabend zugespielt worden, teilte die Polizeidirektion Flensburg am Freitag mit. Ein Teil der Menschen singe rechtsextreme Liedtexte, eine Person zeige mutmaßlich den verbotenen Hitlergruß. Der Vorfall habe sich nach ersten Erkenntnissen bereits am Pfingstwochenende abgespielt. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen.
Faeser betonte, es sei wichtig, dass das Video auf seine Echtheit geprüft werde. Rassisten müssten nicht nur strafrechtliche Konsequenzen, sondern auch „lauten Widerspruch“ in der Gesellschaft erfahren, sagte sie den Funke-Zeitungen.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nannte die Bilder im Norddeutschen Rundfunk „unappetitlich“. Die Parlamentsgeschäftsführerin der Grünen, Irene Mihalic, nannte es „widerlich, wie hier scheinbar privilegierte Menschen in Party-Stimmung ausländerfeindliche Nazi-Parolen grölen“. Leider sei niemand zu hören, „der ein klares Stopp ausspricht“, sagte sie der „Rheinischen Post“ (Samstag).
Linken-Chef Martin Schirdewan sagte der Zeitung, Rassismus und Demokratieverachtung seien nicht nur ein Problem unterer gesellschaftlicher Klassen: „Mit dem Privatjet zur Party fliegen und dort im Suff die Abschiebungen derjenigen zu fordern, die allzu oft die schwere und schlecht bezahlte Arbeit in diesem Land machen, ist so schäbig wie bezeichnend.“
Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Sylter Gemeinden sowie Vertreterinnen und Vertreter der insularen Tourismusbetriebe und Tourismusverbände verurteilten die Parolen ebenfalls. „Dieses Verhalten ist für uns abstoßend und vollkommen inakzeptabel“, erklärten sie. Solche Gäste bräuchten nicht nach Sylt zu kommen und seien „herzlich ausgeladen“. Die Betreiber der Bar Pony Kampen distanzierten sich auf ihrer Internetseite und bei Instagram von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung. „Bei uns ist jeder Gast, unabhängig von der Ethnie, herzlich willkommen“, schrieben sie bei Instagram.