Münster, Düsseldorf (epd). Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes die Bedeutung der deutschen Verfassung gewürdigt. „Demokratie ist nicht nur eine Staatsform, sondern eine Lebensauffassung“, sagte er am Donnerstag der Redaktion „Katholische Kirche im Privatfunk NRW“. Er sei „außerordentlich dankbar für dieses stabile Grundgesetz, das ja aus der Zwangsherrschaft des Nationalsozialismus und dem vorherigen Scheitern der Weimarer Demokratie geboren wurde“.
Genn betonte die in der Verfassung vorangestellte Präambel „in Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes seien sich damals bewusst gewesen, dass der Terror, den sie erleben mussten, auch damit zusammenhing, dass Gott geleugnet wurde, führte der dienstälteste Bischof in Nordrhein-Westfalen aus. „Dieser Satz hält offen, dass es mehr gibt als das Kurzatmige eines einzelnen Menschenlebens und Ideologien und Überzeugungen, wie sie der Nationalsozialismus in seiner Perversion dargestellt hat.“
Der Bischof von Münster warb in dem Zusammenhang auch für die Europawahl am 9. Juni. Die Grundidee des früheren französischen Außenministers Robert Schuman im Jahr 1950 sei wunderbar gewesen, über eine Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl eine zunächst wirtschaftliche Einigung zu erzielen, die dann politisch weiterentwickelt werden konnte. „Heute ist dieses Europa gefährdet“, warnte Genn. Gerade heute brauche man ein starkes Europa mit gemeinsamen Werten.