Dortmund (epd). Der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter, hat zu Pfingsten den Wert europäischer Vielfalt betont. Europa sei ein großes, buntes, geistreiches Projekt, sagte Schlüter am Pfingstmontag in der Dortmunder Kirche St. Reinoldi laut Redetext. Europa sei ein „wundervoller Friedensplan“. Die Architekten der Europäischen Union täten beharrlich, was eigentlich unmöglich sei: „diesen großen, spannungsreichen, vielfältigen, bunten, heterogenen Kontinent zusammenzuführen, zusammenzuhalten. Um des Friedens und der Zukunft willen.“
Es sei Zeit, endlich aus der Geschichte zu lernen, erklärte Schlüter. Der Ruf „Unser Volk zuerst“ ende immer auf dem Schlachtfeld, mahnte der Theologe, der nach dem Rücktritt der Präses Annette Kurschus im vergangenen November kommissarisch die Landeskirche leitet. In den meisten Ländern der Europäischen Union triumphierten gerade die Spalter. Vielerorts würden sich die Geister darüber scheiden, ob so viel Einheit in der Vielfalt möglich, nötig und wünschenswert sei. Nach den Wahlen zum EU-Parlament am 9. Juni werde man sehen, was noch von der Europäischen Union bleibe.
Geistreiche Einheit in Vielfalt und geistreiche Vielfalt in Einheit könne gelingen, erklärte Schlüter in dem Gottesdienst, der von den Rundfunksendern WDR 5 und NDR Info übertragen wurde. Christinnen und Christen als Teil der Kirchen Europas hätten jedoch „reichlich Grund zur Demut“ beim Blick auf die eigene Geschichte von Einheit und Vielfalt, räumte der Vizepräsident ein. Christen und Kirchen hätten immer wieder vergessen, wozu sie berufen seien. Dazu gehöre, Vielfalt zu achten und Einheit im Geist zu bewahren. Teil des christlichen Abendlandes seien auch Inquisition, Kirchenspaltungen und Konfessionskriege.
Zu Pfingsten werde um den Geist der Einheit, der Vielfalt, der Liebe und um das Band des Friedens gebetet, sagte Schlüter weiter. Pfingsten ist nach Ostern und Weihnachten das dritte große Fest im Kirchenjahr. In Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Menschen wird Pfingsten auch als „Geburtstag der Kirche“ verstanden.