Hannover (epd). Eine repräsentative Umfrage unter deutschen Forschenden hat erfasst, wie stark sie in ihrer Arbeit Anfeindungen ausgesetzt sind. Insbesondere während der Corona-Pandemie sei es zu populistischen Kampagnen, Hassrede und sogar Morddrohungen gekommen, teilte das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) am Donnerstag in Hannover mit. Das habe einige Betroffene sogar dazu bewegt, sich aus der öffentlichen Kommunikation zurückzuziehen. „Die Ergebnisse der Befragung von insgesamt 2.600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zeigen, dass Anfeindungen gegen Forschende ein ernstzunehmendes Problem sind“, sagte Clemens Blümel, der am DZHW die Erhebung leitete.
Die Übergriffe beträfen nicht nur Professorinnen und Professoren, sondern Personen auf allen Positionen innerhalb der akademischen Gemeinschaft, betonte Blümel: „Dabei kommen die Angriffe nicht immer von außen. Auch innerhalb der Wissenschaft selbst gibt es Anfeindungen und abwertendes Verhalten.“ Zudem habe die Erhebung verdeutlicht, dass Anfeindungen, Abwertungen oder sogar Angriffe gegen Forschende zunehmend auftreten, weil die Beziehung zwischen der Gesellschaft und der Wissenschaft komplexer wird.
Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Expertise würden immer stärker in der öffentlichen Debatte ausgehandelt und kommuniziert, was vermehrt Spannungen erzeuge. Das sei vor allem dann der Fall, wenn wissenschaftliche Ergebnisse als Grundlage für gesellschaftlich und politisch umstrittene Entscheidungen dienten. „Die Wut über diese politischen Entscheidungen oder das Gefühl, dass die eigenen menschlichen Handlungsmöglichkeiten begrenzt werden, können sich dann auch in Angriffen gegen Forschende niederschlagen“, sagte Blümel.