Genf (epd). Die Zahl der Binnenflüchtlinge weltweit hat laut dem Jahresbericht eines Beobachtungszentrums einen neuen Höchststand erreicht. Ende 2023 seien insgesamt 75,9 Millionen Menschen innerhalb der Grenzen ihres Landes oder Territoriums auf der Flucht gewesen, heißt es in dem am Dienstag in Genf veröffentlichten Report des Beobachtungszentrums für interne Vertreibung (IDMC).
Damit habe sich die Zahl der Menschen, die vor Kriegen wie in Nahost oder der Ukraine, Gewalt und Naturkatastrophen geflüchtet seien, in den vergangenen fünf Jahren um die Hälfte erhöht. „Millionen von Familien werden durch Konflikte und Gewalt aus ihrem Leben gerissen“, erklärte Jan Egeland, Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrats. Die internationale Diplomatie zur Konfliktprävention und Friedensschaffung habe versagt.
Laut dem „Global Report on Internal Displacement“ waren Ende des vergangenen Jahres 68.3 Millionen Kinder, Frauen und Männer vor bewaffneten Konflikten auf der Flucht. Etwa 7,7 Millionen Menschen hätten sich vor Dürren, Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen in Sicherheit gebracht, hieß es.
Innerhalb des Kriegslandes Sudan seien Ende 2023 mehr als neun Millionen Menschen auf der Flucht vor der Gewalt gewesen. Nahezu die Hälfte aller Binnenflüchtlinge weltweit seien in Afrika anzutreffen.
Für den Gazastreifen berechnete das IDMC 3,4 Millionen Vertreibungen in den letzten drei Monaten des Jahres 2023. Das entsprach 17 Prozent der gesamten Konfliktvertreibungen weltweit im vergangenen Jahr.
Das Völkerrecht unterscheidet zwischen Binnenflüchtlingen einerseits und Flüchtlingen andererseits. Flüchtlinge fliehen vor Unterdrückung, Gewalt und Krieg aus ihrem Heimatland in ein anderes Land. Das Beobachtungszentrum für interne Vertreibung mit Sitz in Genf gehört zum Norwegischen Flüchtlingsrat. Das Zentrum arbeitet eng mit den Vereinten Nationen zusammen.