Grab von Wolfgang Schäuble geschändet

Grab von Wolfgang Schäuble geschändet
Mit Entsetzen haben Vertreter aus Politik und Gesellschaft auf die Nachricht reagiert, dass Unbekannte das Grab von Wolfgang Schäuble geschändet haben. Sie sprechen von einer "Verrohung der Gesellschaft" und fordern eine harte Bestrafung der Täter.

Offenburg (epd). Unbekannte haben sich am Grab des im Dezember 2023 verstorbenen CDU-Spitzenpolitikers Wolfgang Schäuble zu schaffen gemacht. Städtische Mitarbeiter hätten am Montagmorgen auf dem Waldbachfriedhof in Offenburg „Erdaushub“ am Grab Schäubles festgestellt, teilte das Polizeipräsidium Offenburg am Montag mit.

Laut Kriminaltechnikern handelte es sich um ein trichterförmiges und rund 1,20 Meter tiefes Loch. Nach bisherigen Erkenntnissen seien die Täter aber nicht bis zum Sarg des Verstorbenen vorgedrungen. Inzwischen sei das Loch wieder zugeschüttet worden.

Wie es weiter hieß, hat der kriminalpolizeiliche Staatsschutz des Polizeipräsidiums Offenburg in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Offenburg die Ermittlungen wegen Störung der Totenruhe übernommen. Zu möglichen Hintergründen lägen derzeit noch keine Erkenntnisse vor.

Vertreter aus Politik und Gesellschaft reagierten entsetzt auf die Nachricht. „Ich bin zutiefst erschüttert und traurig“, erklärte Bärbel Bas, Präsidentin des Deutschen Bundestages, laut Mitteilung. Es sei unerträglich, dass es offenbar Menschen gebe, die Wolfgang Schäubles Grab schändeten und seine Totenruhe störten. Bas sagte: „Es besorgt mich sehr, wenn einzelne Teile der Gesellschaft solche Zeichen von Verrohung zeigen.“ Sie vertraue darauf, dass die Polizei die Tat schnell aufklärt.

Ähnlich äußerte sich der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU). Die Nachricht mache ihn traurig, sagte er. Er vertraue darauf, dass die Polizei das Geschehen zügig aufkläre und dass die Täter hart bestraft würden. Schäuble war am 26. Dezember 2023 im Alter von 81 Jahren gestorben. Beigesetzt wurde er am 5. Januar in seiner Wahlheimat Offenburg.

Der gebürtige Freiburger Schäuble war 1972 im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt worden. Er verteidigte das Direktmandat auch bei der Wahl im Jahr 2021, gehörte bis zuletzt dem Bundestag an und war damit der dienstälteste Abgeordnete. 1984 übernahm er als Bundesminister für besondere Aufgaben erstmals ein Regierungsamt. In den 90er Jahren war er Innenminister, später Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, Ende des Jahrzehnts für kurze Zeit Parteichef.

In den 2000er Jahren begründete er erneut als Innenminister die Islamkonferenz, war Finanzminister und von 2017 bis 2021 Bundestagspräsident. Seit einem Attentat 1990 war der evangelische Christ Schäuble gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen.