Berlin (epd). Auf dem Berliner Friedhof Columbiadamm ist am Donnerstag an die mehr als 50 in der Weimarer Republik von Nationalsozialisten ermordeten Angehörigen des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold erinnert worden. Anlass war der 99. Jahrestag des Mordes an einem Mitglied der Organisation, die sich damals dem Schutz der Weimarer Republik verschrieben hatte.
Der Vorsitzende der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung und ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, bezeichnete vor rund 60 Menschen auf dem Friedhof die Bundesrepublik als eine gefestigte Demokratie, im Gegensatz zur Weimarer Republik. Der deutsche Patriotismus sei fest im europäischen Denken verankert. Die Bundeswehr sei eine republikanische Armee.
Zu dem Gedenken hatten die Gedenkstätte Deutscher Widerstand und das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold eingeladen. Das Reichsbanner wurde 1924 in Magdeburg zum Schutz der jungen demokratischen Republik gegründet. Die Initiatoren kamen aus der SPD, der Zentrumspartei, der linksliberalen DDP sowie aus Gewerkschaften. Anfang der 1930er Jahre hatte der Verband drei Millionen Mitglieder. 1933 wurde er verboten und 1953 in Westdeutschland wieder gegründet.
Am 25. April 1925 wurde der 27-jährige Reichsbanner-Mann Erich Schulz in Berlin auf offener Straße erschossen. Seine Beerdigung am 2. Mai 1925 wurde zu einer Demonstration für die Republik. Am Grab von Erich Schulz auf dem heutigen Friedhof Columbiadamm fanden laut Gedenkstätte bis 1933 Gedenkveranstaltungen für die von Nazis ermordeten Reichsbanner-Mitglieder statt. Die Tradition wurde 2017 wieder aufgenommen.