Nairobi (epd). Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) wirft der Armee in Burkina Faso die Tötung von mindestens 223 Zivilisten vor. Es handele sich um eines der schlimmsten Verbrechen der Armee seit 2015, heißt in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Unter den Toten seien mindestens 56 Kinder, erklärte die Organisation in Nairobi. Die Menschen wurden den Angaben zufolge am 25. Februar 2024 in zwei Dörfern in der nördlichen Provinz Yatenga getötet.
Laut HRW waren die Angriffe auf die zwei Dörfer Teil einer Kampagne gegen Zivilisten, denen die Armee vorwirft, mit islamistischen Gruppen zusammenzuarbeiten. Die Soldaten seien von Haus zu Haus gegangen, hätten die Menschen auf die Straße geholt und das Feuer eröffnet. Am 24. und 25. Februar hatten islamistische Gruppen laut HRW in dem Sahel-Staat mehrere Militärbasen sowie zivile Einrichtungen angegriffen.
Die Menschenrechtsorganisation forderte, die Vorwürfe unter internationaler Beteiligung aufzuklären. HRW-Exekutivdirektorin Tirana Hassan warf den Behörden in Burkina Faso Versagen bei der Aufklärung vergangener Gräueltaten vor. „Human Rights Watch“ dokumentiere zuletzt wiederholt Menschenrechtsverbrechen der burkinischen Armee.
Wie in den Nachbarstaaten Niger und Mali sind in Burkina Faso islamistische Gruppen aktiv, die regelmäßig Soldaten, Regierungseinrichtungen oder die Zivilbevölkerung angreifen. Unter Verweis auf die schlechte Sicherheitslage hatte sich der derzeitige Militärherrscher Ibrahim Traoré im September 2022 an die Macht geputscht. Gewalt und Unsicherheit nehmen aber weiter zu. Hunderttausende Menschen haben auf der Flucht vor der Gewalt ihr Zuhause verlassen, tausende Schulen sind geschlossen.
Für den Bericht hat HRW mit 14 Zeugen gesprochen sowie mit mehreren Aktivisten und Vertretern internationaler Organisationen. Auch Fotos und Videos wurden ausgewertet.