Berlin (epd). Der frühere sudanesische Premierminister Abdalla Hamdok fordert eine internationale Beobachtertruppe für sein Land. Sie sei nötig, damit Hilfe auch dort ankomme, wo sie am dringendsten benötigt werde, sagte der 2021 vom Militär gestürzte Regierungschef der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag) in Berlin: „Wir brauchen zumindest Beobachter, um die Verteilung der Hilfe zu überwachen.“ Dafür sei eine kleinere Zahl ausländischer Soldaten nötig.
Geführt werden sollte der Einsatz von den Vereinten Nationen, erklärte Hamdok. Die Truppen könnten zum Beispiel aus afrikanischen Staaten kommen. Wie groß eine Beobachtermission sein sollte, ließ er offen. Es sei an den Experten, den genauen Bedarf auszuarbeiten. „Das wäre keine voll gerüstete Peacekeeping-Truppe“, sagte Hamdok: „Denn es gibt keinen Frieden, der zu schützen ist.“
Im Sudan war vor einem Jahr ein Konflikt zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz eskaliert. In vielen Teilen des Landes wird seitdem gekämpft. Rund 25 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind laut den UN auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Bei einer Geberkonferenz in Paris waren in der vergangenen Woche mehr als zwei Milliarden Euro für das krisengeschüttelte Land zugesagt worden. Wie die Hilfe verteilt werden soll, ist angesichts anhaltender Kämpfe jedoch unklar. „Es ist ein Irrsinn“, sagte Hamdok. Er warnte vor einem Zerfall des Staates, der weitere Flüchtlingsströme auslösen werde. So entstehe auch neuer Nährboden für Terrorismus.