Rom (epd). Im Vorprozess um Crewmitglieder der „Iuventa“ und andere Seenotretterinnen und Seenotretter ist das Verfahren gegen alle Angeklagten eingestellt worden. Die Entscheidung gab das Gericht im sizilianischen Trapani am Freitag bekannt. In den fast zwei Jahre dauernden Verhandlungen ging es darum, ob es zu einem Hauptprozess kommt oder nicht. In diesem Fall hätte den Angeklagten wegen „Beihilfe zur irregulären Einreise“ bis zu 20 Jahre Gefängnis gedroht.
Den Angeklagten war vorgeworfen worden, mit Schleppern zusammengearbeitet zu haben, die Migrantinnen und Migranten in meist nicht seetauglichen Booten über das Mittelmeer nach Europa schleusen. Die „Iuventa“, das Schiff der Berliner Organisation „Jugend rettet“, war am 2. August 2017 von italienischen Behörden beschlagnahmt worden. Nach fast fünf Jahren Ermittlung begann am 21. Mai 2022 der Vorprozess vor dem Gericht in Trapani.
Bereits Ende Februar hatte die Staatsanwaltschaft von Trapani in ihrem Plädoyer überraschend beantragt, das Verfahren einzustellen. Sie begründete ihre Entscheidung damit, dass der Vorsatz der Angeklagten nicht in ausreichendem Maße nachgewiesen werden konnte. Außer den „Iuventa“-Crewmitgliedern mussten sich auch Seenotretterinnen und Seenotretter verantworten, die für andere Organisationen Einsätze gefahren waren, etwa für „Ärzte ohne Grenzen“.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Flüchtlingsrouten der Welt. Seit 2014 kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung mehr als 29.000 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher.