Köln, Frankfurt a.M. (epd). Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) warnt vor einer schwindenden öffentlichen Aufmerksamkeit für die humanitäre Katastrophe im Sudan. „Wir haben Sorge, dass der Sudan eine vergessene Krise wird“, sagte der DRK-Koordinator für das Land, Marius Schneider, am Samstag im Deutschlandfunk. Mit Blick auf eine am Montag in Paris anstehende Konferenz zur humanitären Hilfe in dem Land am Horn von Afrika nannte Schneider es „wichtig, dass der Sudan mehr Aufmerksamkeit erlangt“.
Am 15. April 2023 eskalierte in dem nordostafrikanischen Land ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). Tausende Menschen wurden seither getötet, mehr als acht Millionen mussten fliehen. Die Konferenz am Jahrestag richten Deutschland, Frankreich und die EU aus. Laut den Vereinten Nationen hungern rund 18 Millionen Menschen im Sudan. Der UN-Hilfsplan über mehr als zwei Milliarden Euro ist nur zu einem Bruchteil finanziert. DRK-Funktionär Schneider mahnte an, „dass mehr Finanzierung für den Sudan bereitgestellt wird“.
Der Rotkreuz-Koordinator zeichnete ein verheerendes Bild von der Lage im Land: „Wir reden hier von der größten Vertreibungskrise der Welt“. Zudem werde „vor einer der schwersten Hungersnöte gewarnt“. Die Not sei „kaum zu ermessen“.
Sechseinhalb Millionen Menschen seien im Land selbst, noch einmal zwei Millionen über die Landesgrenzen in andere Staaten geflohen. Doch die aufnehmenden Gemeinden und die Flüchtenden sind nach Schneiders Worten „komplett erschöpft, die Ressourcen sind erschöpft“.
Rund 80 Prozent der Gesundheitszentren und Hospitäler im Land funktionierten ein Jahr nach Beginn des bewaffneten Machtkampfes nicht mehr. Außerdem nannte der DRK-Koordinator Ernährung und Zugang zu sauberem Wasser als Probleme. Seine Organisation versuche unter anderem, Wasserstellen wieder instand zu setzen.