Erfurt (epd). Im vergangenen Jahr sind mindestens 291 Menschen in Thüringen Opfer rechter, rassistischer oder antisemitischer Gewalt geworden. Insgesamt seien 147 Fälle registriert worden, teilte die Opferberatungsstelle Ezra am Mittwoch in Erfurt in ihrem Jahresbericht mit. Die Fallzahl liege zwar unter dem Vergleichswert von 186 Angriffen im Jahr 2022, aber immer noch weit über dem jährlichen Durchschnitt von 117 Angriffen seit dem Bestehen der Betroffenenberatungsstelle im Jahr 2011.
Zugleich sei ein sprunghaft gestiegener Beratungsbedarf bei den Opfern rechtsextremistischer Gewalt zu verzeichnen. Insgesamt wandten sich 227 Betroffene in Thüringen an Ezra. Das sei ein Anstieg von rund 30 Prozent. In Summe habe die Beratungsstelle 1.012 Unterstützungsangebote der unterschiedlichsten Art geleistet. „Das ist ein neuer Höchststand“, sagte Projektleiter Franz Zobel.
Aufgrund dieser Entwicklung sieht sich die Beratungsstelle laut Zobel an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angekommen. Ein zeitnaher Beratungstermin könne wegen personeller Engpässe nicht mehr in jedem Fall garantiert werden. Es brauche wenigstens zwei langfristig finanzierte zusätzliche Vollzeitstellen.
Ezra ist die mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen. Seit 2012 befindet sie sich in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).