Bonn (epd). Deutschland hinkt nach Einschätzung der Aktion Mensch bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention hinterher. Die Sprecherin von Aktion Mensch, Christina Marx, kritisierte am Montag in Bonn „Sonderstrukturen“ sowie Benachteiligungen in den Bereichen Bildung, Arbeit und Wohnen. Damit werde verhindert, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Die Diakonie Deutschland fordert eine Reform des Behindertengleichstellungsgesetzes.
Die Konvention war in Deutschland am 26. März 2009 in Kraft getreten. Eine von der Aktion Mensch in Auftrag gegebene Studie vom Januar 2024 zeige, dass Deutschland im Vergleich zu anderen OECD-Staaten bei der Gleichstellung schlecht abschneide, erklärte die Aktion Mensch. Besonders im Bereich der Bildung hat Deutschland der Studie zufolge große Defizite. Insgesamt steche Deutschland durch seine Sonderstrukturen wie Förderschulen, große Wohneinrichtungen oder Werkstätten negativ heraus, hieß es weiter.
Die Aktion Mensch forderte unter anderem mehr Inklusion an Schulen, einen inklusiven und barrierefreien Wohnungsmarkt und mehr Offenheit bei Arbeitgebern. Derzeit sei eine Barrierefreiheit nur für Behörden und öffentliche Einrichtungen vorgeschrieben, nicht aber für die Privatwirtschaft. Das müsse sich ändern. Im Bereich der Gesundheitsversorgung fehle es am barrierefreien Zugang zu Arztpraxen und zu Informationen.
Auch die Diakonie Deutschland forderte mehr Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen. Deren Sozialvorständin Maria Loheide wies in Berlin darauf hin, dass die Bundesregierung im Koalitionsvertrag angekündigt habe, mit einer Reform des Behindertengleichstellungsgesetzes private Anbieter von Produkten und Dienstleistungen stärker zur Barrierefreiheit zu verpflichten. „Jetzt müssen Taten folgen“, sagte Loheide.
Aktuell bestehe großer Mangel an behindertengerechtem Wohnraum, beklagte Loheide. Bei Neubauprojekten müsse daher barrierefreies und bezahlbares Wohnen von Anfang an eingeplant werden.