"Jetzt muss entschieden werden: Ist das preiswürdig oder nicht", sagte Käßmann nach Angaben des SWR. "Ich denke, so eine Diskussion tut auf jeden Fall gut, und ich finde sie richtig. Es wäre sicher eine Diskussion im lutherischen Sinne." Für ihre Protestaktion gegen Russlands Staatschef Wladimir Putin und die orthodoxe Kirche in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale bescheinigte die EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 den drei Feministinnen Mut.
"Einerseits finde ich, eine Kirche ist nicht unbedingt der Ort, wo so ein Eklat produziert werden muss", sagte Käßmann. "Andererseits finde ich, dass diese jungen Frauen in Russland auf etwas aufmerksam gemacht haben, was eine Fehlentwicklung der russisch-orthodoxen Kirche ist, dass sie zu stark mit einem autoritären und die Menschenrechte und demokratischen Grundrechte infrage stellenden Regime verbandelt ist."
Die Nominierung von "Pussy Riot" für den Lutherpreis "Das unerschrockene Wort" ist stark umstritten. So sprach der Wittenberger evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer von einem "verheerenden Zeichen".
###mehr-artikel### Wegen Rowdytums aus religiösem Hass waren zwei "Pussy Riot"-Frauen in einem weltweit beachteten Strafverfahren zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Die Strafe gegen eine dritte Mitangeklagte wurde im Oktober in der Berufungsverhandlung zur Bewährung ausgesetzt. Die Frauen hatten im Februar mit gestrickten Sturmmasken vermummt den allein Priestern vorbehaltenen Bereich der Kirche gestürmt und die Gottesmutter Maria in einem "Punkgebet" unter anderem dazu aufgerufen, Putin zu verjagen.