Köln (epd). Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) fordert eine kritische Aufarbeitung der Corona-Politik. Es sei nun notwendig, mit Ruhe und Gelassenheit auf die politischen Abläufe während der Pandemie zu schauen und sich die Frage zu stellen, was richtig gewesen sei und was nicht, sagte Ramelow am Mittwoch im Deutschlandfunk. Dabei gehe es nicht um nachträgliche Schuldzuweisungen, sondern um die Konsequenzen, die gezogen werden müssten, um Fehler bei künftigen Pandemien nicht zu wiederholen.
Es gebe eine „ganze Bandbreite“ von Entscheidungen, die hinterfragt werden müssten, erklärte Ramelow unter anderem mit Blick auf Schulschließungen, das Absperren von Kinderspielplätzen und Kontaktbeschränkungen. Als besonders „quälend“ habe er es empfunden, dass in Pflegeheimen Menschen einsam gestorben seien, weil ihre Angehörigen sie nicht besuchen durften. „Ich gebe zu, dass ich in dieser Zeit schlaflose Nächte hatte.“
Ramelow sprach sich dafür aus, insbesondere die Entscheidungsstrukturen in der Pandemie auf den Prüfstand zu stellen. Es sei fraglich, ob die Ministerpräsidentenkonferenz überhaupt die richtige Institution gewesen sei, um Krisenmanagement zu betreiben. Der Ministerpräsident sprach sich stattdessen für einen Krisenstab auf Bundesebene auf, der im Fall eine Pandemie einheitliche Vorgaben machen würde, die die Länder umzusetzen hätten.