Quedlinburg (epd). In der Stiftskirche St. Servatii in Quedlinburg ist der Standort eines Taufbeckens aus dem 10. Jahrhundert entdeckt worden. Wie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt am Montag in Halle mitteilte, soll es sich um den ältesten Nachweis eines vierpassförmigen Taufbeckens nördlich der Alpen handeln. Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) besuchte am Montag den archäologischen Fund.
Laut Landesamt ist es denkbar, dass an dieser Stelle zahlreiche prominente Mitglieder des Herrschergeschlechts der Ottonen getauft wurden. Dazu gehören den Angaben zufolge Herzog Heinrich I. von Bayern (um 922-955), Mathilde (955-999), die Tochter von Kaiser Otto dem Großen und Kaiserin Adelheid und erste Äbtissin des Stiftes Quedlinburg sowie Adelheid I. (977-1044), die Tochter des Kaiserpaars Otto II. und der Byzantinerin Theophanu.
Bei dem Taufbecken handelt es sich laut Landesamt um einen etwa einen halben Meter tiefen und zwei Meter breiten Vierpass, ein Ornament aus vier Kreisbögen, der bei archäologischen Arbeiten entdeckt worden sei. Die Wände der Vertiefung, die im 10. Jahrhundert noch vor dem Bau der Krypta angelegt wurden, waren demnach aufwendig mit Stücken aus Hochbrandgips ausgekleidet, bei denen es sich um Fragmente eines vormaligen Fußbodens gehandelt haben soll. Das Taufbecken selbst ist nicht erhalten.
Die Stiftskirche St. Servatii wurde im 11. und 12. Jahrhundert auf dem Quedlinburger Stiftsberg errichtet. Sie zählt seit 1994 mit dem benachbarten Schloss und der Altstadt zum Weltkulturerbe der Unesco.