Oberursel (epd). Die russische Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa hat das Vorgehen des russischen Staats gegen den verstorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny mit stalinistischen Methoden verglichen. „Selbst wenn er nicht gezielt getötet wurde, war es doch Mord“, sagte die Mitbegründerin der in Russland verbotenen und 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Menschenrechtsorganisation Memorial der im hessischen Oberursel erscheinenden Monatszeitschrift „Publik-Forum“ (Ausgabe vom 23. Februar).
Dass Nawalny habe sterben müssen, sei schon lange klar gewesen, sagte Scherbakowa. Er sei der gefährlichste Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin gewesen. Die genauen Umstände seines Todes würden möglicherweise nie aufgeklärt werden. Es könne sein, dass Putin der Welt nur zeigen wollte: „Ich kann machen, was ich will. Ich kann euren Liebling ums Leben bringen, und ihr könnt nichts dagegen tun.“
Sie habe die kürzlich zu Ende gegangene Münchener Sicherheitskonferenz deprimiert verlassen, sagte die Menschenrechtlerin. Denn Putin sei „zu jeder Boshaftigkeit fähig“, er verstehe nur die Sprache der Stärke und Überlegenheit. „Um ihm wirklich entgegenzutreten, müsste der Westen einig sein in seiner Entschlossenheit, alles Erdenkliche gegen ihn zu unternehmen“, erklärte Scherbakowa. Das sei der Westen aber nicht. Das Wichtigste sei die Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Putin.