Frankfurt a.M., Juba (epd). Das Welternährungsprogramm sieht die reichen Länder in der Pflicht, den Vertriebenen des Krieges im Sudan zu helfen. „Was im Sudan und in den Nachbarländern passiert, ist eine entsetzliche Tragödie“, sagte die WFP-Landesdirektorin für den Südsudan, Mary Ellen McGroarty, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Südsudan, eines der ärmsten Länder der Welt, habe in den vergangenen Monaten mehr als 560.000 Menschen aus dem Sudan aufgenommen. „Die Südsudanesen teilen, was sie haben“, betonte die Expertin für humanitäre Hilfe. „Wir müssen diesen Menschen helfen und uns für das Ende der Kämpfe und einen Frieden im Sudan einsetzen.“
„Traurigerweise nimmt der Bedarf an humanitärer Hilfe weltweit immer mehr zu, es scheint das Thema unserer Zeit zu sein“, sagte McGroarty. Bereits vor dem Krieg im Sudan habe das WFP im Südsudan die Rationen für die Hilfsbedürftigen reduzieren müssen, ebenso wie die Gebiete, in denen es Hilfe leistet, weil nicht genug Geld da war. 2023 habe die UN-Organisation lediglich die Hälfte der benötigten Mittel für das Land von den Mitgliedsstaaten erhalten. „Die Menschen im Südsudan leiden unter mehrfachen Krisen - langjährige Konflikte, Vertreibungen, wirtschaftliche Schocks und zunehmend auch der Klimawandel. Über vier Jahre haben wir beispiellose Fluten erlebt.“
So sind McGroarty zufolge neun der etwa 12,5 Millionen Südsudanesinnen und Südsudanesen auf humanitäre Hilfe angewiesen, etwa zwei Drittel der Bevölkerung hätten nicht jeden Tag eine angemessene Mahlzeit. Viele Menschen seien ins nördliche Nachbarland geflohen und kehrten seit der Eskalation eines Machtkampfs zwischen der sudanesischen Armee und der RSF-Miliz im April zu Hunderttausenden zurück. Doch auch immer mehr sudanesische Schutzsuchende überquerten die Grenze.
„Wir können den Menschen, die hier ankommen, nur die Hälfte dessen geben, was sie brauchen“ bedauerte die Irin, die davor Landesdirektorin in Afghanistan war. „Auch die Hilfe für die Herkunftsgemeinden, in die die Menschen zurückkehren, beträgt nur halb so viel, wie es sein sollte.“ Und das, obwohl überhaupt nur denjenigen geholfen werde, die unter die zwei höchsten von fünf Stufen der Ernährungsunsicherheit fallen - humanitärer Notfall und hungersnotähnlicher Zustand. Für diese minimale Hilfe brauche das WFP für dieses Jahr 300 Millionen US-Dollar (rund 278 Millionen Euro), sagte McGroarty. „Und das ist deutlich weniger als der eigentliche Bedarf.“
Die meisten Flüchtenden erreichten den Südsudan über die entlegene Grenzstadt Renk, wohin Hilfsgüter zu bringen wegen der fehlenden Infrastruktur sehr schwierig sei. „Die Lage ist herzzerreißend“, sagte McGroarty. „Die Menschen sind teilweise über Wochen auf der Flucht gewesen, sind von einem Ort zum nächsten gezogen und versuchten, den Verwüstungen des Krieges zu entkommen und kommen mit nichts hier an außer den Kleidern, die sie am Körper tragen.“