Augsburg (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat seine eigene Kirche zu mehr Bescheidenheit und Demut mit Blick auf ihre gesellschaftliche Relevanz aufgefordert. Das christliche Lebensmodell sei heute offenbar nicht mehr besonders attraktiv, sagte Bätzing laut Predigtmanuskript am Montag im Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Augsburg.
„Gott ist nicht mehr geläufig“, so fasste Bätzing die Befunde der im November veröffentlichten sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung zusammen. Die Gesellschaft werde zunehmend säkular. Das betreffe nicht nur Menschen außerhalb der Kirche, betonte der Limburger Bischof. Er sprach von einem „post-theistischen Klima“ in der Gesellschaft.
Am Mittwoch wollen sich die Bischöfe bei einem Studientag mit den Ergebnissen der Studie beschäftigen. „Wir können nicht einfach weitermachen wie bisher“, sagte Bätzing. „Als Minderheit werden wir zunehmend darauf angewiesen sein, dass man uns einlädt, unseren Argumenten zuhört, mit uns zu kooperieren bereit ist in den vielen herausfordernden gesellschaftlichen Fragen, die nach Lösungen rufen.“ Er fügte hinzu, als Einzelne und als Kirche habe man sich längst noch nicht an diese Situation gewöhnt und die nötige Bescheidenheit gelernt.
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte sich erstmals an der religionssoziologischen Studie beteiligt, die seit fünf Jahrzehnten die Einstellungen der Deutschen zu Religion und Kirche misst. Die sechste Auflage der Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Kirchenbindung und Religiosität der Deutschen schneller schwinden als bislang angenommen.