Frankfurt a.M. (epd). Das Rettungsschiff „Geo Barents“ hat bei einer dritten Rettung am Montag 37 Menschen an Bord genommen. Damit fahre die Besatzung mit insgesamt 121 Geretteten zum von den Behörden zugewiesenen Hafen der Stadt Bari, teilte die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“, die das Schiff betreibt, am Montag mit. Am Samstag hatte die Crew mehr als 80 Menschen in zwei Einsätzen gerettet. Eine Frau wurde tot geborgen, eine weitere starb nach der Rettung an Bord, drei Menschen konnten nicht gefunden werden.
Die Organisation kritisierte, sie habe die italienischen Behörden mehrfach erfolglos um die Zuweisung eines näheren Hafens gebeten, um die traumatisierten Überlebenden an Land zu bringen und eine würdige Beerdigung der Toten zu ermöglichen. Die jüngste Rettung nahm die Besatzung auf dem Weg nach Bari vor. Die Menschen hätten angegeben, seit mindestens vier Tagen in dem überfüllten Glasfaserboot auf dem Meer gewesen zu sein. Alle seien sehr geschwächt. Davor musste den Angaben nach eine Person per Hubschrauber von der „Geo Barents“ evakuiert werden, um in Malta schnellstmöglich medizinische Hilfe zu erhalten.
Am Samstag war die „Geo Barents“ eigenen Angaben zufolge zunächst auf dem Weg zu einer verlassenen tunesischen Ölplattform gewesen, wo sich laut der EU-Grenzschutzagentur Frontex Hilfsbedürftige befanden. Während der Fahrt habe sie ein Notruf der Hotline für Geflüchtete, Alarm Phone, zu einem Schlauchboot in Seenot in der Nähe erreicht. Nach der Rettung von mehr als 60 Menschen aus dem Schlauchboot habe die Besatzung die Leiche einer Frau in dem Boot gefunden. Eine weitere Frau, die in einem kritischen Zustand gerettet worden war, sei an Bord des Rettungsschiffs gestorben.
Anschließend fand die Crew nach eigenen Angaben 19 Menschen auf der Plattform, die sich schwimmend dorthin gerettet hatten, nachdem Wasser in ihr Boot eingedrungen war. Drei weitere Insassen seien auf dem Boot geblieben und konnten nicht mehr gefunden werden.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. 2023 kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 3.100 Menschen bei der Überfahrt ums Leben oder sie werden vermisst. Seit Beginn des Jahres 2024 sind es demnach bereits 178. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit höher.