Augsburg (epd). Die katholischen Bischöfe in Deutschland wollen zum Reformprojekt Synodaler Weg auch weiterhin mit dem Vatikan im Gespräch bleiben. „Jetzt muss geredet werden“, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Montag zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung in Augsburg. Ein Termin für ein erstes Gespräch sei bereits avisiert.
Am Samstagabend hatten die Bischöfe einen Brief aus dem Vatikan erhalten, in dem sie gebeten wurden, auf der Frühjahrsvollversammlung nicht über die Satzung des Synodalen Ausschusses abzustimmen. In dem Brief, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, heißt es, sollte das Statut vor dem bereits verabredeten Gespräch verabschiedet werden, stelle sich die Frage nach dem Sinn des Treffens und „ganz allgemein des laufenden Dialogprozesses“. Unterzeichnet ist der Brief von drei Kurienkardinälen, unter anderem von Staatssekretär Pietro Parolin und vom Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Victor Fernandez.
Auch wenn die Abstimmung über die Satzung des Synodalen Ausschusses von der Tagesordnung genommen worden sei, werde man die Zeit nutzen, um über Einwände aus Rom zu diskutieren, Konsequenzen abzuleiten und Gespräche vorzubereiten, „die ich sehnlich erwarte“, sagte Bätzing. Es gebe keinen Anlass zu denken, dass man sich als katholische Kirche in Deutschland abspalten und verselbstständigen wolle.
Er habe sich gewünscht, dass man mit Rom längst in Gespräche eingestiegen sei, erklärte Bätzing. Die Verantwortung für diese Verzögerung liege klar bei Rom. Die inhaltlichen Sorgen des Heiligen Stuhls drehten sich vor allem um die Position des Bischofsamtes, sagte der Limburger Bischof. Dieses wolle man mit dem Synodalen Weg jedoch nicht schwächen, sondern stärken. Durch die Missbrauchsskandale sei die bisherige bischöfliche Autorität angezählt.
Der Reformprozess Synodaler Weg wurde 2019 von katholischen Bischöfen und Laien als Reaktion auf die Missbrauchskrise ins Leben gerufen. Bis vergangenen März lief die erste Phase des Reformprozesses, bei der mehr als ein Dutzend Reformvorschläge erarbeitet wurden. In der zweiten Phase soll der Synodale Ausschuss liegengebliebene Reformvorhaben auf den Weg bringen und auch ein dauerhaftes synodales Gremium vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien gemeinsam über die Zukunft der Kirche entscheiden sollen. Bätzing ist einer der Präsidenten des Synodalen Wegs.
Mit Blick auf die Zukunft der Demokratie im Wahljahr 2024 betonte Bätzing in seinem Statement, dass die Werte der AfD und der katholischen Kirche nicht kompatibel seien. Eine gleichzeitige Mitgliedschaft in dieser Partei und in kirchlichen Ämtern „kann ich mir nicht vorstellen“, sagte er. Antisemitismus und Islamfeindlichkeit dürften in Deutschland keinen Platz haben. „Wir müssen auf die Straße gehen, unsere Stimme erheben und unsere Demokratie und Freiheit und Aufgeschlossenheit in Richtung Europa verteidigen.“
Die Gefährdung eines völkischen, nationalistischen, rechtsextremen Denkens gebe es auch unter Katholikinnen und Katholiken, sagte Bätzing. Er hoffe, dass er zum Abschluss der Versammlung ein „deutliches und einmütiges Signal“ aller deutschen Bischöfe zu diesem Thema in Form eines Textes präsentieren könne. Die 59 Bischöfe beraten noch bis Donnerstag in Augsburg.