Heiligenhaus (epd). Erwachsene Kinder sollten laut der Familientherapeutin Birgit Lambers mit ihren Eltern möglichst frühzeitig über eine mögliche Heimunterbringung sprechen. Wer die Pflege seiner Eltern nicht selbst übernehmen könne oder wolle, müsse das den Eltern klarmachen, sagte Lambers dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Autorin des Buches „Wenn die Eltern plötzlich alt sind: Wie wir ihnen helfen können, ohne uns selbst zu überfordern“ empfehlt Kindern, darauf hinzuweisen, „dass sie besorgt um ihre Eltern sind und es sie beruhigen würde, wenn es einen Plan gäbe“.
Die erwachsenen Kinder sollten ihren Eltern Fragen stellen wie: „Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, was aus euch werden soll, wenn ihr nicht mehr alleine leben könnt?“, rät Lambers. Der Vater und die Mutter würden zwar voraussichtlich antworten: „Darum können wir uns kümmern, wenn es so weit ist.“ Diese Reaktion sei verständlich, denn immerhin forderten die Kinder ihre Eltern auf, „sich über den schlimmsten Fall der Fälle Gedanken zu machen“.
Kinder könnten ihren Eltern in einem weiteren Schritt vorschlagen, gemeinsam unverbindlich Altenheime anzuschauen. Und sie könnten Vater und Mutter bitten, dass diese sich mit anderen Senioren zu dem Thema austauschen. „Wichtig ist, den Eltern sehr, sehr viel Zeit zu lassen und das Thema immer wieder in kleinen Häppchen anzusprechen“, betonte Lambers.
Sehr schwer hätten es jene Kinder, deren Eltern von ihrem Nachwuchs erwarten, dass er sie pflegt, sagte Lambers. Wenn Eltern Sätze sagten wie „Das ist deine Pflicht!“, wecke das in den Kindern ein sehr schlechtes Gewissen, wenn sie denken: „Vielleicht haben meine Eltern gar nicht so unrecht.“ Diesen Kindern rät die Familientherapeutin, sich vor Augen zu führen, dass mit zunehmendem Lebensalter die durchschnittliche Pflegezeit mehr als acht Jahre beträgt. Lambers: „Kinder, die womöglich selbst kleine Kinder haben, berufstätig sind und entfernt von den Eltern leben, können Pflege nicht leisten - das ist einfach nicht möglich.“ Deshalb gelte es, zusammen mit den Eltern nach Alternativen zu schauen.