Mexiko-Stadt (epd). Im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas sind Menschenrechtlern zufolge seit Jahresbeginn bereits Tausende Menschen vor der organisierten Kriminalität geflohen. Banden, die um die territoriale Kontrolle an der Grenze zu Guatemala kämpfen, trieben ganze Dörfer in die Flucht, erklärte das Netzwerk „Alle Rechte für Alle“ in einem am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Bericht. In diesem Jahr seien schon rund 3.000 Menschen gewaltsam vertrieben worden.
Bereits zwischen 2021 und 2023 mussten 7.500 Menschen ihren Wohnort zumindest zwischenzeitlich verlassen. Seit Monaten sind die Schulen und Gesundheitszentren in mehreren Gemeinden geschlossen. Doch nun spitze sich die Gewalt weiter zu, warnte Sandra Suaste Ávila von dem Netzwerk der Menschenrechtsorganisationen. Die kriminellen Banden könnten trotz der starken Präsenz der mexikanischen Streitkräfte und der Nationalgarde vielfach ungehindert agieren, heißt es in dem Bericht.
Präsident Andrés Manuel López Obrador hatte erst in der vergangenen Woche eingeräumt, dass Drogenschmuggel, Menschenhandel, Migration und Erpressung in der Region ein Problem seien. Doch die Zahl der Menschen, die durch die Gewalt in Chiapas vertrieben wurden, bezeichnete López Obrador als „nicht signifikant“.
Die Menschenrechtsorganisationen verweisen auf die Verantwortung des Staates, die Bevölkerung vor Angriffen bewaffneter Gruppen zu schützen. Sie fordern die internationale Gemeinschaft auf, die mexikanischen Behörden mit einer Mission in der betroffenen Region dazu zu bringen, ihre Verantwortung für den Schutz der Menschenrechte wahrzunehmen.