Köln, Düsseldorf, Mainz (epd). In den Karnevalshochburgen am Rhein haben Hunderttausende an den Rosenmontagszügen teilgenommen. In Düsseldorf und Köln schunkelten und tanzten bei überwiegend trockenem Wetter Menschen an den Zugwegen und fingen süßes oder blumiges Wurfmaterial auf - allein in der Domstadt sollten rund 300 Tonnen Süßigkeiten verteilt werden. In Köln zogen rund 11.500, in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf gut 8.000 Narren in Uniformen und Kostümen durch die Straßen. In Mainz jubelten Hunderttausende Schaulustige dem traditionellen Zug zu.
In Mainz setzte sich um Punkt 11:11 Uhr der rund neun Kilometer lange Tross mit seinen Spielmannszügen, Fastnachtsgarden und Motivwagen bei mildem Frühjahrswetter in Bewegung. Nach Angaben des federführenden Mainzer Carneval-Vereins (MCV) hatten sich rund 9.500 Mitwirkende angemeldet. Die Zahl der Zuschauer in Mainz schätzte der MCV in den vergangenen Jahren auf jeweils bis zu 550.000. Neben Köln und Düsseldorf zählt Mainz zu den wichtigsten deutschen Fastnachtshochburgen.
Laut der Pressestelle der Düsseldorfer Polizei kam es bislang zu keinen berichtenswerten Vorfällen rund um den Rosenmontagszug. Auch die Polizei in Köln sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass es keine außergewöhnlichen Vorkommnisse gegeben habe. Allein vereinzelte Anzeigen wegen Körperverletzungen seien eingegangen. Die Polizei in Mainz sprach in einem ersten Zwischenfazit am Nachmittag von einer friedlichen und ausgelassenen Stimmung. „Aus polizeilicher Sicht gab es bisher wenig Anlass zum Tätigwerden“, teilte das Mainzer Polizeipräsidium mit.
In Köln waren 176 bunt bemalte Wagen im „Zoch“, in Düsseldorf rund 120. Bei der Zahl der Musikkapellen hatte Köln mit 60 Gruppen und 1.624 Musikern etwa doppelt so viele wie die Düsseldorfer. Mit dabei im Kölner Zug waren NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und sein Innenminister Herbert Reul (beide CDU). Wüst lief mit NRW-Hut und Narrenmontur bei der KG Rocholomäus mit und warf Kamelle und „Strüßjer“ (Blumensträuße) ins Publikum.
In Düsseldorf gab es einen „Toleranzwagen“ von Muslimen, Juden und Christen. Dieser war nach dreijähriger Pause erstmals wieder Teil des Zugs. Das Motiv zeigte eine Polonaise verschiedener Geistlicher mit dem Wort Frieden in verschiedenen Sprachen und dem Aufruf „#BringThemHomeNow“, mit dem die Freilassung von Geiseln der Hamas gefordert wird.
Die politischen Wagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug stammen von dem bekannten Wagenbauer Jacques Tilly. Zu sehen waren unter anderem der Bundeskanzler als „Hohlaf Scholz“ mit einem Riesenloch anstelle des Gehirns im Kopf, Ex-US-Präsident Donald Trump, der die amerikanische Flagge in die Form des Hakenkreuzes geschnippelt hat, und die in Teilen rechtsextreme AfD als brauner Piranha, der von einem riesigen, friedlich-bunten Fisch mit dem Satz „Wir sind mehr“ verschluckt wird.
Auch die geplante Krankenhausreform wurde von Tilly karikiert, indem er Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) abbildet, der es sich mit einem großen Brocken an Kosten auf dem Rücken der platt gedrückten Krankenhäuser bequem gemacht hat. Einige der Traktoren, die die Wagen des Düsseldorfer Zugs zogen, zeigten kleinere Schilder, die auf die Situation der Bauern und ihren Beitrag für die Gesellschaft verwiesen.
In Mainz zeigen die insgesamt neun politischen Motivwagen etwa wiederum Bundeskanzler Scholz (SPD) mit Kapitänsmütze und Augenklappe auf einem sinkenden Segelschiff. „Noch spielt er den Staatsmann, mit Fernglas und Kapp, doch bleibt er auf Kurs, dann saufen wir ab“, dichtete der MCV dazu. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wurde in Anspielung an die Debatte um das Heizungsgesetz von einer Wärmepumpe in die Luft gewirbelt.