Brüssel (epd). Immer mehr junge Europäer absolvieren direkt vor dem Berufseinstieg ein Praktikum, wie eine am Dienstag veröffentlichte Analyse des Europäischen Rechnungshofes zeigt. Darin schätzten die Prüfer die Zahl auf rund 3,7 Millionen pro Jahr. Praktika erleichtern dem Bericht zufolge den Berufseinstieg. Zwei Drittel der Befragten fanden demnach innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss eines Praktikums eine Stelle. Dies sei angesichts von Jugendarbeitslosigkeit von besonderer Bedeutung, betonten die Prüfer.
Problematisch ist laut der Analyse allerdings, dass rund ein Drittel der Praktikantinnen und Praktikanten nicht bezahlt wird. Oft müssten junge Menschen daher ein Praktikum ablehnen, weil sie es sich nicht leisten könnten. Dies wiederum könne sozial benachteiligten jungen Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erschweren.
In Deutschland absolvieren laut der Untersuchung besonders viele Berufseinsteiger ein Praktikum. Demnach hatten 90 Prozent der Befragten in Deutschland mindestens ein Praktikum absolviert. Auf Platz zwei folgte Frankreich (87 Prozent), gefolgt von den Niederlanden (86 Prozent), Tschechien und Malta (beide 54 Prozent) sowie Schweden (53 Prozent). Die EU-Länder definieren den Begriff „Praktikum“ allerdings äußerst unterschiedlich, daher sei es schwierig, vergleichbare und stichhaltige Daten zu erheben, ergänzten die Prüfer.
Das Statistische Amt der EU (Eurostat) erhebt keine Gesamtdaten zu Praktika in den Mitgliedsstaaten. Daher bezieht sich die Analyse auf nicht repräsentative Umfragen und andere Untersuchungen zwischen 2013 und 2023. Die EU-Prüfer beziehen sich in ihrer Untersuchung nur auf Praktika direkt vor dem Berufseinstieg. Praktika im Rahmen eines Studiums sind davon ausgenommen. Alle Formen von Praktika zusammen schätzen die Experten grob auf 14 Millionen pro Jahr.