Theologe: Worte wie "mauscheln" und "schachern" fördern Klischees

Theologe: Worte wie "mauscheln" und "schachern" fördern Klischees

Nürnberg (epd). Durch bestimmte Worte in der deutschen Sprache wie „schachern“ oder „mauscheln“ werden nach den Worten des Theologen Axel Töllner judenfeindliche Vorstellungen weiter fortgeschrieben. Viele Menschen wüssten nicht, dass sie so antijüdische Ressentiments wiedergeben, erklärte der Beauftragte für den christlich-jüdischen Dialog in der evangelischen Landeskirche in Bayern am Montagabend in Nürnberg.

Viele Worte, wie der Begriff „mauscheln“, der sich vom jüdischen Vornamen Moschel ableitet, würden gedankenlos und ohne böse Absicht genutzt, sagte Töllner. Die deutsche Sprache biete genug Alternativen. Das Wort „schachern“ leitet sich laut Duden aus dem hebräischen Wort für „Handel treiben“ ab.

Weitergetragen würden auch alte, unkorrekte Auslegungen der Bibel, beispielsweise durch das Wort „Pharisäer“, stellte Töllner fest. Auch der Duden schreibe das Klischee fort, dass es sich beim Pharisäer um eine „selbstgerechte männliche Person oder einen Heuchler“ handle. Dabei gehe dies auf eine polemische Bezeichnung aus dem Neuen Testament zurück.

Ebenso ist es laut Töllner mit der Redewendung, eine Person habe sich „vom Saulus zum Paulus“ gewendet, also vom Bösen zum Guten. „An dieser Geschichte stimmt so ungefähr gar nichts“, sagte der Theologe, der an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau lehrt. Paulus habe sich als Jude und als Angehöriger des Volkes Israel verstanden.

Wenn Feindseligkeit und Hass auf Juden so explodierten wie nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober, hänge das auch damit zusammen, dass Nichtjüdinnen und Nichtjuden Vorurteile „schon lange vorher in sich herumtragen und antijüdische Ressentiments bereits vorher zu ihrem Wortschatz gehörten“, erläuterte Töllner.