Hamburg (epd). Diese siebenköpfige Band macht ihrem Namen alle Ehre: Seit 20 Jahren covert „The Living Music Box“ Stücke aus dem Rock und Pop Genre und heizt damit dem Publikum auf Straßenfesten, Weihnachtsmärkten und kirchlichen Veranstaltungen ein. Dafür arrangiert die inklusive Band die Stücke gerne um. Neben Rock- und Pop-Klassikern der vergangenen Jahrzehnte gibt es auch eigene Kompositionen im Repertoire der bunt gemischten Gruppe.
Verantwortlich für die alten Songs mit neuem Sound ist Bandmitglied Carsten Schnathorst: „Musik ist mein Leben. Music is the world!“, sagt der erfahrene Keyboarder und Sänger, der seit Bandgründung dabei ist. Für ihn hat Musik viel mit Hören und Fühlen zu tun. Er ist blind, aber beim Spielen fliegen seine Finger ganz intuitiv über die Tasten. Neben ihm steht die ebenfalls blinde Parija Masoumi, sie singt und spielt Rhythmus-Instrumente. Wenn sie Schnathorst beim Singen unterstützt, wirken die beiden aufeinander abgestimmt und zugewandt.
„The Living Music Box“ ist eines von vielen Projekten des Künstlernetzwerks „barner16“, das Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringt. Die Kreativwerkstatt aus Musikern, Schauspielern und bildenden Künstlern ist unter dem Dach der gemeinnützigen „alsterarbeit“ organisiert, einer Betriebsstätte mit unterschiedlichen sozialen Schwerpunkten der Diakonie und der Evangelischen Stiftung Alsterdorf.
Die Band zeige in besonderer Weise, wer alles zu dem Netzwerk gehört, erklärt Betriebsstättenleiterin Stella Edler. „Sie zeichnet unsere Vielfalt nach.“ Neben Edler, die selbst als Sängerin eingestiegen ist, gehören auch noch Gitarrist Daniel Timm, Drummer Nick Kuhfeld, Bassist Klaus Hoffmann und die zweite Sängerin Mispah Fritz zum Ensemble.
Vielfalt und Spontanität zeichnen die Band aus. So kommt auch der Name „The Living Music Box“ nicht von ungefähr. In den Anfängen hatten die Musikerinnen und Musiker bei ihren Auftritten eine Liste dabei, aus der sich das Publikum Songs wünschen und spontan reinrufen konnte.
Dass die Band spontan ist, zeigt sich auch bei den Proben. Gitarrist Daniel Timm stimmt schnell ein, wenn Carsten Schnathorst am Keyboard anstimmt. Noten lesen muss er dafür nicht. Timm hat das sogenannte absolute Gehör. Er brauche nur eine Schiffshupe am Hafen hören: „Dann kann ich sagen: Jo, das ist die D-Dur von der großen Terz.“ Durch Musik fühle er sich lebendig: „Egal in welcher Musikrichtung: Ich kann mich austoben.“ Dann habe er Verbindung zu seinen Gefühlen und von seinem Stottern ist nichts mehr zu merken.
So geht es auch Drummer Nick Kuhfeld, der nicht laut, sondern schnell ist, wie er fröhlich betont. Bei so viel Einsatz und Leidenschaft muss schon mal das ein oder andere Becken dran glauben. Ganz neu in der Band ist Sängerin Mispah Fritz: „Ich bin stolz, dass ich zeigen kann, was ich kann.“ Sie sitzt im Rollstuhl, wirkt zurückhaltend, aber wenn sie singt, füllt sie mit ihrer tiefen Stimme den ganzen Proberaum. „Das Gefühl auf der Bühne zu stehen ist schön und macht mich immer sehr glücklich.“
Bei den Proben geht alles nach Gehör und Gefühl. Das Wichtigste aber: Freude, sagt Bandmanager Klaus Hoffmann. „Das ist eine Band, die schon sehr viel Spaß während der Proben hat und das merkt dann auch das Publikum vor der Bühne.“