Frankfurt a.M., Nairobi (epd). Wegen des Todes von mehr als 400 Anhängern ist in Kenia der Sektenführer Paul Mackenzie nun auch wegen Terrorismus angeklagt worden. Er und weitere 94 Verdächtige hätten sich vor einem Gericht in der Hafenstadt Mombasa für nicht schuldig erklärt, berichtete der kenianische Sender Capital FM am Donnerstag. Am 6. Februar wird demnach entschieden, ob die Angeklagten auf Kaution freikommen. So lange müssten sie in Haft bleiben.
Am Mittwoch war in der rund 120 Kilometer nördlich gelegenen Stadt Malindi bereits ein Prozess gegen Mackenzie und 30 weitere Personen wegen Mordes in 191 Fällen eröffnet worden. Der selbst ernannte Pastor soll Anhänger seiner Sekte überzeugt haben, sich zu Tode zu hungern. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft ordnete die Richterin zunächst eine psychologische Untersuchung der Angeklagten an.
Im April waren im Wald in Shakahola, in dem Mackenzie mit seinen Anhängerinnen und Anhängern lebte, Leichen gefunden worden. Der Fall hatte international für Schlagzeilen gesorgt. Laut Capital FM wurden in dem Gebiet im Osten des Landes bislang Überreste von 429 Menschen exhumiert, viele von ihnen von Kindern.
Mackenzie soll den Angehörigen seiner Sekte versprochen haben, dass die Wiederkehr Jesu bevorsteht und sie schneller in den Himmel kommen, wenn sie sich zu Tode fasten. Er untersagte seinen Anhängern, die Kinder in die Schule zu schicken. Wer sich ihm anschloss, gab sein vorheriges Leben auf und brach meist den Kontakt zur Familie ab.
In Mombasa müssen sich der Sektenführer und die weiteren Angeklagten außerdem wegen organisierter krimineller Aktivitäten, Radikalisierung und Beihilfe zu einem terroristischen Akt verantworten. Auch der Prozess in Malindi soll am 6. Februar fortgesetzt werden. Nach dem Bericht von Capital FM droht Mackenzie und weiteren Angehörigen der Sekte zudem eine Anklage wegen Kindesmisshandlung und Folter. Mackenzie und viele Sektenmitglieder sind seit April in Haft. Mehrfach war Mackenzie zuvor unter anderem schon wegen falscher Lehren angezeigt worden, jedoch stets aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen worden.