München (epd). Für die Bildungsforscherin Susanne Kuger liegt ein Grund für das schlechte deutsche Abschneiden im jüngsten Pisa-Vergleich im Föderalismus. „Bildung ist Ländersache, und die Länder verfolgen teilweise ganz unterschiedliche Ziele mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Konzepten“, sagte die Forschungsdirektorin am Deutschen Jugendinstitut in München dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Thema sei sehr komplex. Und die Einigkeit, wie man zu guten Ergebnissen komme, „ist leider sehr gering“.
Die hiesige Bildungspolitik beschrieb die Expertin als „eine Mischung aus Aktionismus in der Politik, eine Verzettelung von zu vielen Akteuren, die bei zu wenig fundiertem Wissen Entscheidungen treffen, die letztlich am gewünschten Erfolg vorbeiführen“. Und das alles bei sehr knappen finanziellen Ressourcen. „Von der Summe her gesehen sind die Bildungsausgaben in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, das zeigt auch der Bildungsfinanzbericht, aber die deutschen Pro-Kopf-Ausgaben pro Grundschüler sind im EU-Vergleich alles andere als spitze“, sagte Kuger.
Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fällt es laut Kuger schwer nachzuvollziehen, „dass auch nach vielen Jahren die vorliegenden Erkenntnisse nicht dazu genutzt werden, um den vielbeschworenen Bestenwettbewerb unter den Ländern herzustellen“. Stattdessen sei eine unüberschaubare Vielfalt an Konzepten geschaffen worden, die oft nicht zielführend sei. „Dazu kommt, dass selbst in den zuständigen Landesministerien die Komplexität der Ansätze und Projekte oft nicht mehr überschaut wird“, sagte sie.
Zwar gebe es in allen Bundesländern Bildungs- und Orientierungspläne. Doch die seien für die wichtige Bildungsphase vor der Einschulung nicht immer verpflichtend. „Sie sind oft nur eine Empfehlung, wie frühe Bildung stattfinden kann.“ Für die Kitas fehlten verbindliche Bildungsstandards, „die existieren nur für den Schulbereich“.
Kuger kritisierte, dass es ganz grundsätzlich an systematischen und länderübergreifend vergleichbaren Beobachtungen von drei- und vierjährigen Kindern fehle. „Es gibt zwar überall Sprachstandserhebungen, aber die eingesetzten Instrumente sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und die Ergebnisse nur bedingt vergleichbar. Diese Tests wären aber notwendig, um genau zu wissen, wo ein bestimmtes Kind noch Hilfe benötigt.“
Kuger empfahl, systematischer vorzugehen und mit allen vierjährigen Kindern ein Screening zu machen. „So erkennt man, wie weit der Weg noch ist, um vom Sprachstand her in der Grundschule bestehen zu können“, sagte sie