Nairobi, Malindi (epd). In Kenia ist am Mittwoch der Prozess gegen den Sektenführer Paul Mackenzie eröffnet worden. Der selbst ernannte Pastor und 30 weitere Personen müssen sich wegen Mordes in 191 Fällen vor einem Gericht in der Küstenstand Malindi verantworten. Mackenzie soll Anhänger seiner Sekte davon überzeugt haben, sich zu Tode zu hungern. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft ordnete die Richterin zunächst eine psychologische Untersuchung der Angeklagten an.
Der Fall hatte vergangenes Frühjahr international für Schlagzeilen gesorgt. Seit April wurden die Überreste von mehr als 400 Menschen aus dem Wald in Shakahola geborgen, in dem Mackenzie mit seinen Anhängerinnen und Anhängern lebte. Viele der Toten waren Kinder.
Das Verfahren soll am 6. Februar fortgesetzt werden. Die Angeklagten dürfen nicht auf Kaution freigelassen werden. Mackenzie und viele weitere Sektenmitglieder sitzen seit zehn Monaten in Untersuchungshaft. 95 weitere Verdächtige sollen nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Donnerstag in dem Fall wegen organisierter krimineller Aktivitäten, Radikalisierung und Beihilfe zur Begehung einer terroristischen Handlung in der Stadt Shanzu angeklagt werden.
Mackenzie soll seine Anhänger davon überzeugt haben, dass die Wiederkehr Jesu bevorsteht und sie schneller in den Himmel kommen, wenn sie sich zu Tode fasten. Er untersagte seinen Anhängern, die Kinder in die Schule zu schicken. Wer sich ihm anschloss, gab sein vorheriges Leben auf und brach meist den Kontakt zur Familie ab. Mehrfach war Mackenzie zuvor unter anderem schon wegen falscher Lehren angezeigt worden, jedoch stets aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen worden.