Berlin (epd). Der neue Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch will den direkten Kontakt zu AfD-Politikern meiden, auf deren Wählerinnen und Wähler aber zugehen. „Eine derart radikalisierte Partei ist kein politischer Gesprächspartner für die Diakonie“, sagte Schuch, der seit Jahresbeginn an der Spitze des evangelischen Wohlfahrtverbandes steht, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er wolle aber unterscheiden „zwischen denen, die sich als Parteimitglieder oder Funktionäre immer weiter radikalisieren, und den Menschen, die sich bei einer Wahl für diese Partei entscheiden“, sagte er. Mit den Wählerinnen und Wählern müsse man weiter das Gespräch suchen.
Er habe auch in seinen bisherigen Tätigkeiten den direkten Kontakt zur AfD bewusst gemieden, sagte Schuch, der zuvor der Vertreter der Landeskirche gegenüber Landtag und Landesregierung in Nordrhein-Westfalen war. Als neue Herausforderung bezeichnete er es, mit gewählten Amtsträgern der AfD wie Landräten oder Bürgermeistern umzugehen. „Denn mit denen müssen wir gezwungenermaßen auf einer verwaltungstechnischen Ebene reden, ob wir wollen oder nicht“, sagte er. Klar sei dabei, dass man entschieden sein müsse in dem, was Diakonie ausmache: „dass man Menschen die Würde nicht abspricht, dass man Menschen unabhängig von Herkunft und Geschlecht offen begegnet und dass wir versuchen, eine gerechte und teilhabeorientierte Gesellschaft für alle mitzugestalten“, sagte Schuch.
Der Diakonie-Präsident äußerte sich zudem besorgt darüber, „dass viele Menschen das Vertrauen in die demokratisch gewählte Politik, konkret die Bundesregierung, verloren haben“. Oftmals spiele nicht der Streit um politische Antworten die wichtigste Rolle, sondern die Frage, ob „das System“ noch richtig sei. „Offensichtlich hinterfragen das viele - nicht nur diejenigen, die populistische Parteien wählen“, sagte Schuch.
Vor dem Hintergrund der Berichte über ein Treffen Rechtsextremer unter Beteiligung von AfD-Vertretern, bei dem über Pläne zur Deportation von Menschen mit internationalen Wurzeln geredet wurde, sagte Schuch, es werde „offensichtlich, dass diese radikale rassistische Ideologie in der populistischen AfD endgültig angekommen ist“. Deutlich werde auch, dass sich der Hass gegen immer mehr Menschen richte. „Wir müssen in einem breiten Bündnis von Demokratinnen und Demokraten dagegen kämpfen. Diese Ideologie darf sich nicht durchsetzen“, sagte er.