Berlin (epd). IG BAU-Chef Robert Feiger zufolge führt „der dramatische Mangel an Sozialwohnungen“ dazu, dass der Staat für überhöhte Mieten aufkommen muss. Feiger sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin, im vergangenen Jahr habe der Staat 700 Millionen Euro mehr an Mietkosten übernommen als die Durchschnittsmieten in den jeweiligen Regionen betragen hätten. Zu den staatlichen Hilfen zählen das Wohngeld für Geringverdiener und die Kosten der Unterkunft für Bürgergeld-Bezieherinnen und -Bezieher.
Feiger sagte, wo günstige Wohnungen fehlten, „muss der Staat die Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt akzeptieren“. Diese seien in den vergangenen Jahren „bekanntlich durch die Decke gegangen“, kritisierte der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Im Jahr 2023 hätten die staatlichen Ausgaben für Wohn-Hilfen erstmals rund 20 Milliarden Euro betragen. Davon seien 15 Milliarden Euro für Kosten der Unterkunft von den Jobcentern bezahlt worden. Fünf Milliarden Euro habe der Staat für das Wohngeld aufgebracht.
Feiger bezog sich auf eine aktuelle Wohnungsmarkt- und Wohnungsbau-Studie des Pestel-Instituts in Hannover. Danach fehlen in Deutschland gut 910.000 Sozialwohnungen. Die Studie sollte am Dienstag vom Bündnis „Soziales Wohnen“ vorgestellt werden. In dem Bündnis haben sich die IG BAU, der Deutsche Mieterbund sowie Caritas-Fachverbände und Verbände der Bauindustrie zusammengeschlossen.
Die Ampel-Koalition wollte pro Jahr 400.000 neue Wohnungen errichten lassen, davon 100.000 Sozialwohnungen. 2023 wurden dem Bündnis „Soziales Wohnen“ zufolge aber nur rund 30.000 Sozialwohnungen fertiggestellt. Bund und Länder haben für den Sozialwohnungsbau vier Milliarden Euro bereitgestellt.
„Wir stecken damit fünfmal mehr Geld in Mietzahlungen als in die klassische Förderung von Sozialwohnungen“, kritisierte Feiger. Der Staat zahle „offenbar lieber viel zu hohe Mieten an die Vermieter, statt intensiv in den Bau von Sozialwohnungen zu investieren“. Das könne man nur als „staatlich betriebenes Missmanagement“ bezeichnen, bilanzierte Feiger.
Das Bündnis fordere deshalb „eine Kehrtwende“. Auf lange Sicht sei es für den Staat deutlich günstiger, Sozialwohnungen zur Verfügung zu stellen, „als teure Mieten auf dem Markt einzukaufen und individuell zu bezuschussen“, sagte der IG BAU-Chef.