Kirchen überprüfen Gebäude auf mögliche Einsturzgefahr

Kirchen überprüfen Gebäude auf mögliche Einsturzgefahr

Frankfurt a.M. (epd). Nach dem Einsturz eines Kirchendachs in Kassel überprüfen mehrere evangelische Landeskirchen und katholische Bistümer die Stabilität ihrer Kirchenbauten. Einzelne Gebäude wurden bereits vorsorglich gesperrt, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab.

Anfang November war in Kassel das Dach der katholischen Elisabethkirche eingebrochen. Dabei wurde ein Mensch leicht verletzt. Als Unglücksursache steht im Verdacht, dass der Leim der Holzdachkonstruktion altersbedingt nachgegeben hat. Im Fokus vieler Untersuchungen stehen daher Bauten mit einer ähnlichen Bauzeit und einer ähnlichen Konstruktionsweise wie die der 1960 fertiggestellten Kasseler Elisabethkirche.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau überprüft derzeit 70 Gebäude aus den 1960er und 1970er Jahren. Sie habe zwischenzeitlich sechs Bauten gesperrt, darunter die Philippuskirche in Frankfurt am Main und zwei Bauten in Darmstadt, sagte ihre Sprecherin Caroline Schröder. Eine Kirche im Hofheimer Stadtteil Marxheim und eine in Darmstadt seien nach der Prüfung mittlerweile wieder geöffnet.

Auch das Erzbistum Freiburg hat den Zugang zu einer Kirche gesperrt. In dem in den 1960er Jahren erbauten Gotteshaus St. Gallus in Hugstetten bei Freiburg seien Schäden an der Dachkonstruktion festgestellt worden. In München-Harlaching ist die evangelische Emmauskirche wegen Einsturzgefahr derzeit geschlossen.

Im Bistum Essen stünden derzeit 138 Kirchen unter Beobachtung, die zwischen 1945 und 1980 errichtet worden sind, teilte das Bistum mit. Derzeit liefen Untersuchungen, welche dieser Gebäude zu jenen mit geleimten Dachkonstruktionen zählen. Vorsorgliche Schließungen zeichneten sich aber derzeit nicht ab, hieß es. Auch das Bistum Münster und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern überprüfen alle Kirchen mit Holzdachtragwerken und entsprechenden Bauzeiten. Die Bistümer Mainz und Fulda teilten mit, sie ermittelten derzeit alle infrage kommenden Kirchenbauten.

Im Osten Deutschlands haben Kirchen und Bistümer weniger Probleme. Die Sprecherin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Susanne Sobko, sagte, es brauche keine Prüfung von Gebäuden aus der fraglichen Bauzeit: „In der ehemaligen DDR wurden zu dieser Zeit ja so gut wie keine Gebäude gebaut.“ Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz teilte mit, Kirchen, die nach 1945 gebaut wurden, gebe es nur im Westen Berlins. Dort sei derzeit aber kein Gebäude besonders gefährdet.