Celle (epd). Nach den Berichten zu einem Treffen von Vertretern der AfD mit Rechtsextremen hält die Leiterin der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten, Elke Gryglewski, Vergleiche mit Entwicklungen im Nationalsozialismus zumindest in Teilen für gerechtfertigt. „Angesichts der immer kontinuierlicheren Unverfrorenheit und Provokationen der AfD und rechtsextremer Kreise, finde ich es durchaus berechtigt, vermeintliche oder tatsächliche Analogien zu benennen“, sagte die Politikwissenschaftlerin am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Am Mittwoch hatte das Recherchenetzwerk „Correctiv“ einen Bericht über ein Treffen von hochrangigen AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern veröffentlicht, bei dem Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland besprochen worden sein sollen. Daraufhin erklärte der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr im Internetdienst X (vormals Twitter): „Die Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen erinnern an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte.“
Gryglewski, zu deren Stiftung in Celle auch die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen gehört, wies auch auf Einschränkungen bei den Vergleichen hin. „Die Vertreibungspolitik im Nationalsozialismus war Staatspolitik, die Überlegungen der AfD und der Rechtsextremen sind die von Gruppierungen“, erläuterte sie. „Damals hatten wir es mit einer Diktatur zu tun, heute mit einer Demokratie.“ Es sei deshalb einfacher und wichtig, dass sich die demokratisch verfasste Gesellschaft „eindeutig und resolut“ gegen solche Einstellungen positioniere, wie sie der „Correctiv“-Bericht benenne.
Die Rolle der Gedenkstätten sieht sie dabei vor allem in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. In Seminaren und anderen Veranstaltungen würden diese unter anderem deutlich machen, wie rassistische und antisemitische Haltungen auch nach der NS-Zeit bestehen geblieben seien. Mit Blick auf die AfD von „Provokationen“ zu sprechen, sei auch deshalb richtig, weil seit 2015 zu beobachten sei, wie die Partei bewusst Grenzen verschiebe und dadurch antisemitische und rassistische Haltungen weiter bis in die Mitte der Gesellschaft vordrängen.