Großer diplomatischer Erfolg für die Hamas: Der Emir von Katar hat den Gazastreifen als erstes Staatsoberhaupt seit der Machtergreifung der radikal-islamischen Organisation vor fünf Jahren besucht. Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani, der ein traditionelles weißes Männergewand trug, wurde am Dienstag in dem verarmten Palästinensergebiet am Mittelmeer begeistert empfangen.
Der rote Teppich
Hamas-Führer Ismail Hanija begrüßte den Gast aus dem reichen Golfstaat am Grenzübergang Rafah nach Ägypten, beide schritten gemeinsam feierlich über einen roten Teppich. Der Emir, der mit seiner Ehefrau Scheicha Mosa und einer Delegation kam, weihte bei seinem mehrstündigen Aufenthalt weitere katarische Hilfsprojekte ein.
Der Besuch des Emirs sei ein "historisches Ereignis", und andere arabische Staatschefs sollten seinem Beispiel folgen, sagte Hanija. "Mit diesem Besuch erklären wir die politische und wirtschaftliche Blockade des Gazastreifens für gebrochen und besiegt." Der Emir habe sich verpflichtet, 400 Millionen Dollar in den Wiederaufbau des Palästinensergebiets am Mittelmeer zu investieren. In Chan Junis im südlichen Gazastreifen legte der Gast den Grundstein für eine Wohnanlage, die nach ihm benannt werden soll.
Fehlende internationale Anerkennung
Der Besuch des einflussreichen arabischen Führers wurde als klare Errungenschaft der Hamas gewertet. Sie gilt im Westen als Terrororganisation und ihre Herrschaft im Gazastreifen wird international nicht anerkannt. Bei den gemäßigten Kräften um Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Westjordanland stieß die Visite auf deutliche Kritik. Eine Vertiefung der Spaltung zwischen dem Gazastreifen und dem Westjordanland sei "sehr gefährlich", warnte PLO-Sekretär Jasser Abed Rabbo. Die Hamas hatte die Fatah von Abbas im Juni 2007 in einem Bruderkrieg im Gazastreifen entmachtet. Versöhnungsbemühungen kamen über Absichtsbekundungen nicht hinaus.
Im Gazastreifen war es zuletzt erneut zu einer Eskalation der Gewalt gekommen. Israel reagierte auf Raketenangriffe militanter Palästinenser mit tödlichen Luftschlägen. Kurz vor der Ankunft des Emirs wurde am Dienstag ein israelischer Soldaten bei einem Anschlag am Grenzzaun schwer verletzt. Während seines Besuchs hielt Israel sich jedoch mit einer Reaktion zurück. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, man werde Terror kompromisslos bekämpfen. "Wir werden kämpfen und sie sehr, sehr hart schlagen", sagte er während eines Treffens mit dem bulgarischen Staatspräsidenten Rossen Plewneliew in Jerusalem.