Die Europäische Union sei mit knapp 215 Millionen Euro bisher der größte Geber, erläuterte sie am Dienstag in Berlin. Jetzt seien insbesondere die arabischen Länder und Russland gefragt, noch mehr Unterstützung beizusteuern. Angesichts des herannahenden Winters sei humanitäre Hilfe in Form von Unterkünften, Nahrungsmitteln und Medizin dringend notwendig, sagte Georgieva.
Neben finanziellen Mitteln sei es jetzt am wichtigsten, weiteren Zugang zu Bedürftigen in Syrien zu sichern und klarzustellen, dass das humanitäre Völkerrecht respektiert werde, ergänzte die EU-Kommissarin. Derzeit arbeiteten in Syrien selbst rund 4.000 humanitäre Helfer. Es sei in den vergangenen Wochen zwar etwas leichter geworden, zu den Opfern des Bürgerkrieges zu gelangen, erklärte Georgieva: "Aber der Bedarf an Hilfe nimmt viel schneller zu als unsere Kapazitäten."
345.000 registrierte Flüchtlinge in Nachbarstaaten
Die Bulgarin betonte, eine politische Lösung sei der einzige Weg, um das Leid zu beenden. Solange diese nicht in Sicht sei, müsse den Opfern des Krieges jedoch mit aller Kraft geholfen werden. "Europa hat die Verantwortung, nicht nur die Herzen und Geldbörsen, sondern auch die Grenzen offen zu halten", sagte sie. Insbesondere eine Aufnahme von besonders bedürftigen Flüchtlingen wäre begrüßenswert, sagte sie mit Blick auf das Treffen der EU-Innenminister in Luxemburg am Donnerstag.
Zugleich betonte Georgieva, Priorität müsse der Zugang zu Hilfsbedürftigen in Syrien selbst sein, statt "nur einigen wenigen Privilegierten zu helfen". Die meisten Flüchtlinge aus den Nachbarländern würden zudem nach eigenen Angaben am liebsten in ihre Heimat zurückkehren.
Insgesamt hat die Weltgemeinschaft in der Syrien-Krise bisher mehr als 453 Millionen Euro für humanitäre Hilfe bereitgestellt. Nach UN-Angaben gibt es in Syrien selbst derzeit mehr als 1,2 Millionen Binnenflüchtlinge. Die Zahl der registrierten Flüchtlinge in den Nachbarstaaten beläuft sich auf knapp 345.000. Die Dunkelziffer dürfte der EU-Kommissarin zufolge viel höher liegen.