Salzgitter, Holzkirchen (epd). Deutschland verfügt nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) über das umfassendste Messnetz für Radioaktivität weltweit. Bundesweit würden 1.700 Sonden zur Messung der sogenannten Gamma-Ortsdosisleistung (ODL) betrieben, teilte die Behörde am Dienstag in Salzgitter mit. Das Bundesamt äußerte sich anlässlich der Eröffnung der ersten Messstelle vor 50 Jahren im bayerischen Holzkirchen.
Vor allem die Ereignisse in der Ukraine hätten gezeigt, dass das ODL-Messnetz großes Vertrauen in der Bevölkerung genieße, sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini. Das Wissen, dass selbst ein geringer Anstieg von Radioaktivität nicht unentdeckt bleiben würde, habe vor allem zu Beginn des russischen Angriffskrieges erheblich zur Beruhigung der Sorgen um die ukrainischen Atomkraftwerke beigetragen.
Überlegungen für ein flächendeckendes Netz zur Messung von Radioaktivität reichen dem BfS zufolge bis in die späten 1960er Jahre zurück. Hätten die ersten Sonden vor allem noch dem Zivilschutz gedient, sei nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl im Jahr 1986 der Umweltschutz hinzugekommen. Aus einem reinen Notfallsystem sei ein System zur ständigen Überwachung sowohl der künstlichen als auch der natürlichen Umweltradioaktivität geworden.
Die natürliche Strahlung bewegt sich in Deutschland zwischen 0,05 und 0,2 Mikrosievert pro Stunde. Übersteigt der gemessene Radioaktivitätspegel an einer Messstelle einen bestimmten Schwellenwert, wird automatisch eine Meldung ausgelöst. Die 1.700 Messstellen sind flächendeckend in rund 20 Kilometern Entfernung über Deutschland verteilt. In den nächsten Jahren sollen in 15 deutschen Großstädten insgesamt rund 100 neue Messorte aufgebaut werden. Damit soll die Bevölkerung auch in Ballungszentren noch besser geschützt werden - beispielsweise in Einkaufsstraßen und an Bahnhöfen, aber auch rund um Stadien.