Kiel (epd). Nach Ansicht des Klimaforschers Mojib Latif lassen sich Menschen nur über Anreize für den Klimaschutz gewinnen. Die Zunahme von extremen Wetterereignissen wie Starkregen und dem Hochwasser in Niedersachsen werde dagegen nicht dazu beitragen, dass der Klimawandel ernster genommen wird, sagte Latif dem Online-Portal der „Evangelischen Zeitung“ in einem am Dienstag veröffentlichten Interview.
Das habe bereits die Flut im Ahrtal gezeigt. „Viele Menschen denken, dass es sich um ein singuläres Ereignis gehandelt hat. Solche Ereignisse werden sich aber häufen“, sagte der Forscher. Durch das Aufheizen der Meere und die Tatsache, dass wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, werde es künftig mehr heftige Regenfälle geben.
Doch die Neurowissenschaft zeige, dass dem menschlichen Gehirn die Zukunft fast egal sei. Latif: „Man kann die Zukunft leider nicht spüren. Wenn man schlimme Prognosen für einen Zeitraum von 30 Jahren hört, ist man im Moment natürlich betroffen, aber ändert sein Verhalten nicht.“ Dagegen hält er Anreize wie das geplante Klimageld für „eine gute Sache“. Auch pünktliche Bahnverbindungen mit sauberen Zügen und gutem Wlan wären ein Anreiz, auf das eigene Auto zu verzichten. „Da ist aber die Politik gefordert“, sagte der Seniorprofessor der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU). Doch hier passiere zu wenig.
Auch international müssten mehr Anreize geschaffen werden: Ein Öl-Land wie Saudi-Arabien brauche andere Perspektiven, etwa das Produzieren von grünem Wasserstoff. Nicht zuletzt sei das Klimaproblem ein globales. „Wir benötigen mehr internationale Zusammenarbeit. Die gibt es jedoch immer weniger“, sagt Latif.