Hannover (epd). Mit Blick auf zunehmende Wetterextreme wie die aktuelle Hochwasserlage fordert der Wasserwirtschaftsexperte Stephan Köster ein größeres Engagement für ein zukunftsfähiges Wassermanagement. „Die Abfolge teils länger andauernder Phasen extremer Nässe und extremer Trockenzeiten wird sich weiter verstärken. Das führt zu der Frage, wie wir sowohl mit einem Übermaß als auch einem Mangel an Wasser langfristig umgehen wollen“, sagte der Leiter des Instituts für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik der Universität Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Köster erläuterte, es sei eine „große Herausforderung, aber nicht unmöglich“, ein zukunftsorientiertes Wassermanagement zu etablieren, das sowohl Hochwasserfolgen spürbar mildere als auch in Trockenzeiten genug Wasser zur Verfügung stelle. „Da beide Wettersituationen teils gegensätzliche Anforderungen stellen, brauchen wir ein Hochmaß an Multifunktionalität und intelligenter Vernetzung der zahlreichen Einzelmaßnahmen“, betonte Köster.
Für einen besseren Hochwasserschutz seien insbesondere ausreichende Überflutungs- und Versickerungsflächen erforderlich. Bebauungspläne und Bauvorhaben seien kritisch daraufhin zu überprüfen, ob sie lagegerecht und klimaangepasst sind. „Teilweise werden sich in kritischen Lagen Probleme mit entsprechender Gebäudegestaltung wie hochwassersicheren Kellern lösen lassen. Aber in eindeutig überschwemmungsgefährdeten Gebieten, in denen technische Lösungen an ihre Grenzen stoßen, ist zu hinterfragen, ob Bauen dort sinnvoll ist“, sagte Köster.
In regenreichen Zeiten müsse zudem mehr Wasser als bisher gesammelt und gespeichert werden, um es in Trockenzeiten zur Verfügung stellen zu können. Gerade in eng bebauten Gebieten seien die Kapazitäten dafür aber begrenzt. Die Lösung dieses Problems lasse sich teils durch eine erweiterte Nutzung der Systeme der Regenwasserableitung als Wasserspeicher angehen, erläuterte Köster. Zudem sollte die Vielzahl kleiner Wasserspeicher vernetzt werden, damit eine Bewirtschaftung des Wassers in einem Stadtquartier möglich werde. „Gerade Wasser, das von nicht oder nur gering verschmutzten Flächen abläuft, bietet sich an, gespeichert und etwa für die Bewässerung von Grünflächen genutzt zu werden“, sagte der Experte.
Köster unterstrich, dass klimabewusste Stadtplanung dem „Konzept der grün-blauen Stadt“ folgen müsse, also unter Einbeziehung von Grün- und Wasserflächen in den Stadtraum. „Natürlich ist das alles nicht umsonst. Aber wenn wir nicht jetzt mit der klimagerechten Anpassung starten, dann zahlen wir später für die Behebung der Schäden durch Hochwasser und Trockenheit deutlich mehr“, warnte er.