Essen (epd). Die Reforminitiative Maria 2.0 kritisiert die Vatikan-Erklärung zur möglichen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Sie zeige zwar eine gewisse, schon lange überfällige Öffnung, aber die tiefergehenden strukturellen Probleme und Diskriminierungen innerhalb der katholischen Kirche würden damit keineswegs angemessen behandelt, erklärte Maria 2.0 am Montagabend in Essen. Schon die Unterscheidung zwischen „Paaren in irregulären Situationen“ und regulären Partnerschaften stelle weiterhin eine gravierende Form der Diskriminierung dar und widerspreche den Menschenrechten.
Das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre hatte am Montag in Rom mit Billigung von Papst Franziskus die Erklärung „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen) veröffentlicht. Ihr zufolge ist eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der katholischen Kirche künftig möglich, sie wird vom Ehesakrament aber deutlich abgegrenzt. In dem Schreiben ist ausdrücklich die Rede von der Segnung von „Paaren in irregulären Situationen“. Die Segnung bedeutet keine Billigung der jeweiligen Verbindung und muss außerhalb eines Gottesdienstes erfolgen.
Maria 2.0 nannte es „unverständlich, dass der Vatikan von Paaren in regelwidrigen Situationen spricht“. „Es ist unfassbar, dass immer noch postuliert wird, dass es zwar laut geltender katholischer Lehre keine Sünde ist, homosexuell zu empfinden, aber gleichgeschlechtliche Handlungen nach wie vor nicht 'in Ordnung sind'“, erklärte die 2019 von Frauen in der katholischen Kirche in Deutschland begründete Reforminitiative. Die Entscheidung des Vatikans dürfe nicht dazu führen, den weitergehenden Forderungen nach grundsätzlichen Reformen die Dynamik zu nehmen.