Berlin (epd). Der britische Historiker Timothy Garton Ash befürchtet für die Europawahl 2024 im nächsten Juni eine weitere Stärkung rechtspopulistischer Parteien. „Es könnte tatsächlich einen Rechtsruck innerhalb der EU geben. Das hätte beispielsweise die Abschwächung der Unterstützung für die Ukraine zur Folge, die natürlich auch die Unterstützung des Europäischen Parlaments braucht“, sagte Garton Ash dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ in einem am Sonntag veröffentlichten Interview.
Viele Mitte-Rechts-Parteien in Europa machten zurzeit „den Fehler, sich rhetorisch den Populisten anzunähern, ohne effektiv die eigentlichen Probleme anzugehen. Man sollte es genau umgekehrt machen“, sagte Garton Ash: „Effektiver die wirklichen Probleme angehen, die die Wähler in die Arme der Populisten treiben, ohne sich diesen Parteien auch nur einen Zentimeter in der Rhetorik anzunähern.“
Der Historiker sieht einen „Zweikampf zwischen zwei Europas. Ein Europa des Krieges wie in der Ukraine und ein Europa des Friedens. Ein Europa der Desintegration und ein Europa der Integration. Ein Europa der antiliberalen Werte und ein Europa der liberalen Werte.“ Die Antwort, welche Seite gewinnen wird, liege „nicht irgendwo in den Sternen geschrieben oder in irgendeinem unvermeidlichen historischen Prozess“, sagte Garton Ash und fügte hinzu: „Es liegt an uns. Wir werden das entscheiden, wir Europäer.“