Nairobi, Abuja (epd). Der nigerianische Separatistenführer Nnamdi Kanu muss weiter im Gefängnis bleiben. Dies entschied am Freitag der oberste Gerichtshof in Nigeria und hob damit das Urteil eines regionalen Gerichts vom vergangenen Jahr auf, wie die Zeitung „Vanguard“ berichtete. Die Terrorvorwürfe gegen den 56-Jährigen sollen nun weiter vor Gericht verhandelt werden. Kanu ist Gründer und Anführer der Gruppe „Indigene Bewegung für Biafra“ (Ipob) und will die Region Biafra, die aus neun nigerianischen Bundesstaaten besteht, zur Unabhängigkeit führen.
Frühere Abspaltungsbestrebungen führten 1967 zu einem grausamen Krieg mit bis zu drei Millionen Toten. Der Krieg endete 1970, die Bewegung lebte weiter. 2009 startete Kanu, der auch die britische Staatsbürgerschaft hat, den Sender Radio Biafra von London aus. Fünf Jahre später gründete er die Ipob, 2015 wurde er erstmals in Nigeria verhaftet. Nach gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Militär und Separatisten 2017 erklärte die Regierung Kanus Organisation zur Terrorgruppe. Ipob soll einen eigenen Geheimdienst und eine eigene Nationalgarde haben. Kanu hat die Volksgruppe der Igbo immer wieder dazu aufgerufen, zu den Waffen zu greifen.
Als Kanu 2017 auf Kaution freigelassen wurde, floh er. 2021 wurde er von Interpol verhaftet und an Nigeria ausgeliefert. Diese Auslieferung sei zwar nicht rechtens gewesen, urteilte das oberste Gericht am Freitag, doch die Vorwürfe gegen Kanu seinen schwerwiegend genug, um den Prozess gegen ihn weiterzuführen.