Bremerhaven (epd). Der deutsche Forschungseisbrecher „Polarstern“ erkundet in den nächsten Monaten die Auswirkungen der Klimakrise auf die Ostantarktis. Das Schiff sei am Dienstagabend vom südafrikanischen Kapstadt aus zu zwei direkt aufeinander folgenden Expeditionen in der Region aufgebrochen, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung am Mittwoch in Bremerhaven mit. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehe die Geschichte der Instabilität des dortigen Eisschildes und die Wechselwirkung mit der Ozeanzirkulation. Mitte Mai kommenden Jahres wird das Schiff in seinem Heimathafen Bremerhaven zurückerwartet.
Der bis zu mehrere Kilometer dicke Eisschild der Ostantarktis speichere Wassermassen, die den Meeresspiegel auf Zeitskalen von Jahrhunderten um dutzende Meter ansteigen lassen könnten, hieß es. Das sei in vergangenen Warmzeiten der Erdgeschichte bereits geschehen.
Geleitet werden die Expeditionen vom Geomar-Zentrum für Ozeanforschung und der Christian-Albrechts-Universität, beide in Kiel. Aus der Ostantarktis gebe es bisher sehr wenige Informationen zu den möglichen Steuerungsmechanismen von Eis-Instabilitäten, sagte die Kieler Uni-Professorin Julia Gottschalk. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass diese Region besonders sensibel auf den zukünftigen Klimawandel reagieren werde.
Geomar-Expeditionsleiter Marcus Gutjahr ergänzte, der Ozean werde mit einem besonderen Fokus auf die Küstenabschnitte beprobt, die bisher vom menschengemachten Klimawandel wenig betroffen seien. „Wir untersuchen eine Vielzahl chemischer und physikalischer Eigenschaften des Meerwassers im offenen Ozean und antarktischen Gewässern bis hin zur Eisschelfkante. Mehrere dieser Parameter wurden in diesem Teil des Südlichen Ozeans noch nie erfasst.“