Rom (epd). Im Fall der von den italienischen Behörden festgesetzten „Iuventa“ haben zwölf Seenotrettungsorganisationen in Italien Strafanzeige eingereicht. Die zivile Flotte erstatte Strafanzeige, „um die Verantwortlichen für die Zerstörung des seit August 2017 unter italienischer Beschlagnahme befindlichen Rettungsschiffes Iuventa ausfindig zu machen“, erklärten die Organisationen am Donnerstag. Die Seenotretter, darunter SOS Humanity und Sea-Watch, fordern weitere Untersuchungen.
Im Oktober 2022 war festgestellt worden, dass die „Iuventa“, die seit August 2017 in der Obhut der Hafenbehörde von Trapani ist, nicht mehr verkehrstüchtig ist. Auch war es zu Plünderungen und Zerstörungen auf dem Schiff gekommen. Ein Gericht in Trapani verfügte im Dezember 2022, dass das Schiff der Organisation „Jugend Rettet“ wieder in den Zustand vor der Beschlagnahme zurückversetzt werden müsse. Allerdings wurde niemand zur Verantwortung gezogen.
Daraufhin stellten zu Beginn dieses Jahres vier Mitglieder der „Iuventa“-Crew, die derzeit in Trapani wegen „Beihilfe zur unerlaubten Einreise“ vor Gericht stehen, Strafanzeige. Um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen, reichten die Organisationen nun gemeinsam eine weitere Anzeige ein.
Vor dem Gericht in Trapani läuft seit 2021 ein sogenanntes Vorverfahren, in dem geklärt werden soll, ob die Vorwürfe gegen vier Mitglieder der „Iuventa“-Crew ausreichend sind, um diese in einem Hauptverfahren zur Anklage zu bringen. Diese Vorverhandlungen befinden sich in der Endphase. Mitte Dezember soll sich die Staatsanwaltschaft äußern.
Im Mai hat die italienische Regierung ein Dekret erlassen, das die Arbeit der Seenotretter weiter verschärft. Demnach müssen die Organisationen nach dem ersten Einsatz einen Hafen anlaufen - oft werden ihnen von den Behörden nicht die nächstgelegenen Häfen zugewiesen. Bei Zuwiderhandlung, beispielsweise bei mehreren Rettungseinsätzen, droht die Beschlagnahme des Schiffs und eine Geldstrafe in Höhe von rund 3.000 Euro. Laut den Organisationen wurden allein in diesem Jahr zwölfmal Schiffe in Italien festgesetzt.