Hamburg (epd). Die kommissarische EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs bedauert zutiefst, dass die Kirche Betroffene nicht vor sexuellem Missbrauch schützen konnte. „Zu hören, wie sie als junge Menschen in der Kirche sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch erlitten haben, wie sie manipuliert, drangsaliert, ja körperlich und seelisch grausam verletzt wurden, mit Folgen für das ganze Leben, hat mich maßlos schockiert und fassungslos gemacht“, sagte die Hamburger Bischöfin dem „Hamburger Abendblatt“ (Mittwoch).
Gespräche mit Betroffenen hätten ihr Denken und theologisches Nachdenken nachhaltig verändert. „Wir müssen auch gesamtgesellschaftlich viel sensibler werden für die Situation betroffener Menschen“, sagte die 62-Jährige, die nach dem Rücktritt von Annette Kurschus am vergangenen Montag kommissarisch den Ratsvorsitz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) übernommen hat.
Den eingeschlagenen Weg bei Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt in der Kirche will sie konsequent weitergehen. „Zunächst kann es nur darum gehen, verlorenes Vertrauen wiederherzustellen. Dafür werden viele Gespräche notwendig sein“, sagte die Theologin.
Mit den Ergebnissen der für Januar angekündigten wissenschaftlichen Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche werde die Kirche sicher viele strukturelle Probleme aufgezeigt bekommen, die zu bearbeiten seien. „Wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns“, erklärte Fehrs.