Frankfurt a.M., Monrovia (epd). Liberia steht vor einem Machtwechsel. Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt setzte sich der frühere Vizepräsident Joseph Boakai knapp gegen Amtsinhaber George Weah durch, wie die Wahlkommission des westafrikanischen Landes bekannt gab. Der ehemalige Fußballstar Weah räumte noch am Freitagabend seine Niederlage ein.
„Das liberianische Volk hat gesprochen und wir haben seine Stimme gehört“, erklärte Weah nach Medienberichten in einer Ansprache an die Nation. Er kam laut offiziellem Ergebnis in der Stichwahl vom 14. November auf gut 49 Prozent der Stimmen, Boakai vereinte knapp 51 Prozent auf sich. Auch die erste Wahlrunde im Oktober war denkbar knapp ausgefallen: Weah hatte dabei lediglich wenige Tausend Stimmen mehr als Boakai erhalten.
Die Amtsübergabe steht Anfang kommenden Jahres an. Bereits 2017 hatten sich Weah und Boakai bei einer Stichwahl gegenübergestanden, die Weah mit 63 Prozent für sich entscheiden konnte.
Der 56 Jahre alte bisherige Präsident war vor seiner politischen Karriere populärer Profifußballer. Er folgte Ellen Johnson Sirleaf ins Amt, die als erste Frau demokratisch gewählte Staatschefin auf dem afrikanischen Kontinent wurde. Seine Zusagen, Jobs zu schaffen und in die Bildung zu investieren, setzte nach Ansicht seiner Kritiker jedoch nicht ausreichend um.
Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine belasteten die Wirtschaft weiter. Nach Angaben der Weltbank lebt etwa die Hälfte der 5,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Liberias von weniger als zwei Euro am Tag. Zudem erholt sich Liberia nur langsam von seinen vergangenen Krisen: Beim Bürgerkrieg (1989-2003) wurden 200.000 Menschen getötet. Von 2014 bis 2016 starben 4.000 Menschen während einer Ebola-Epidemie in Westafrika.
Das kleine Land an der westafrikanischen Atlantikküste hat eine bemerkenswerte Geschichte. Die USA hatten in Liberia eine Kolonie gegründet, damit befreite Sklaven dort hinziehen konnten. Im Jahr 1847 erklärte der erste Kongress Liberias die Unabhängigkeit von den USA. Liberia ist damit eines der am längsten in seiner Form bestehenden Länder des Kontinents.